Namen & Neues

Pop-up-Radweg in der Müllerstraße verzögert sich

Veröffentlicht am 20.05.2020 von Julia Weiss

Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Kurz sah es so aus, als könnte ein altes Problem schnell gelöst werden: Im April kündigte das Bezirksamt Mitte die Errichtung eines Pop-up-Radweges in der Müllerstraße in Wedding an. Seit über zehn Jahren plant der Bezirk, die Situation für Fahrradfahrer dort zu verbessern. Nun war eine unkomplizierte Lösung in Sicht: Ein coronabedingter, temporärer Fahrradweg. Doch auch der verzögert sich nun.

Bei den sogenannten Pop-up-Bikelanes handelt es sich um verbreiterte, temporäre Radwege, die seit der Corona-Pandemie an mehreren Orten in Berlin entstehen. Radfahrer sollen auf ihnen die gebotenen Abstandsregeln besser einhalten können. Vorgemacht hat es Friedrichshain-Kreuzberg, wo die Umsetzung schnell geklappt hat. In anderen Bezirken läuft es weniger reibungslos.

In der Müllerstraße in Wedding erschweren laut Bezirksamt „zahlreiche“ Ladezonen, Taxistände, Bushaltestellen und Behindertenparkplätze auf dem Randstreifen die Planung. „Die Abstimmungen mit der BVG, die Erarbeitung von Alternativen zu den Ladezonen und der Anspruch trotzdem eine sichere Fahrradstrecke anbieten zu wollen, brauchen leider mehr Zeit, als erhofft“, sagt Pressesprecher Christian Zielke auf Nachfrage des Tagesspiegels.

Für den Berliner Abgeordneten Tobias Schulze (Linke) ist auch das mangelnde Durchsetzungsvermögen des Bezirksamtes schuld an der Verzögerung. Zuständig ist Bezirksstadträtin Sabine Weißler (Grüne). „Wir brauchen den politischen Willen auf allen Ebenen“, sagt Schulze. „Auf Seiten des Landes ist er da, auf Bezirkseben kann ich ihn nicht immer erkennen. Da wünsche ich mir mehr Nachdruck“, sagt er. Die schnelle Umsetzung der Pop-up-Radwege in Friedrichshain-Kreuzberg habe bewiesen, dass es besser funktionieren könne.

Fahrradfahrer in Wedding müssen sich nun wieder einmal gedulden. Wann die Pop-up-Bikelane kommt, ist laut der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz noch nicht absehbar. „Ein genauer Zeitpunkt steht noch nicht fest“, sagt Sprecher Jan Thomsen auf Nachfrage. „Die Einrichtung eines Pop-up-Radwegs ist noch in Abstimmung mit dem Bezirk und der BVG.“

Ein positives Beispiel gibt es aber bereits in Mitte: Am Schöneberger Ufer zwischen Potsdamer Brücke und Flottwellstraße wurde bereits ein Pop-up-Radweg errichtet. Die SPD fordert die Errichtung weiterer Bikelanes und schlägt dafür folgende Straßen vor:

  • Alt-Moabit
  • Invalidenstraße (Chausseestraße bis Brunnenstraße, beide Richtungen)
  • Friedrichstraße (ganze Länge, beide Richtungen)
  • Chausseestraße (Zinnowitzer Straße bis Oranienburger Tor, beide Richtungen)
  • Müllerstraße (Seestraße bis S+U-Wedding, beide Richtungen)
  • Schulstraße (beide Richtungen)
  • Badstraße (Schwedenstraße bis Brunnenstraße, beide Richtungen)
  • Brunnenstraße (Badstraße bis Rosenthaler Platz, beide Richtungen)
  • Swinemünder Brücke

 

+++ Dieser Text stammt von Julia Weiss, die Sie jeden Mittwoch im Newsletter mit frischen Infos aus Mitte versorgt. Anmeldung hier: leute.tagesspiegel.de

+++ Hier lesen Sie auch, wie eine Bürgerinitiative Nazi-Verbrechen in Moabit wieder sichtbar macht

+++ Und das sind die weiteren Themen der Woche im Newsletter:

  • Ehemaliges Krankenhaus Moabit soll soziales Gesundheitszentrum werden
  • Anti-Corona-Proteste in Mitte
  • Zu Fuß durch den Drive-In: Corona-Testplatz erweitert sein Angebot
  • Wie eine Bürgerinitiative Nazi-Verbrechen in Moabit wieder sichtbar macht