Namen & Neues

Junge Politikerinnen aus Mitte wollen in den Bundestag

Veröffentlicht am 26.08.2020 von Julia Weiss

Eine neue Generation junger Politikerinnen bringt sich in Mitte für die Bundestagswahl in Stellung. Bei der SPD Mitte bewirbt sich die Berliner Juso-Chefin Annika Klose um die Kandidatur. Das gab sie gestern Abend auf Twitter bekannt. Bevor die Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen für den Bundestag abgeben, müssen die Kandidatinnen und Kandidaten innerparteiliche Nominierungen gewinnen. Bei den Grünen in Mitte tritt Hanna Steinmüller gegen den frühere Bundestagsabgeordneten Özcan Mutlu an. Sie ist 27 Jahre alt und seit April dieses Jahres Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Mitte.

Ihr junges Alter sieht Steinmüller dabei als Vorteil. „Ich will, dass unsere Bezirk auch noch in 50 Jahren lebenswerter ist“, sagt sie. Neben dem Thema Kinderarmut will sie sich deshalb vor allem auf den Klimaschutz konzentrieren. Bisher würden politische Entscheidungen vor allem von Menschen getroffen, die zu alt seien, um die Folgen selbst zu erleben, sagt sie. Für Steinmüller ist damit eins klar: Die Jungen müssen ran.

Auch die 28-jährige SPD-Politikerin Annika Klose spricht in ihrer Bewerbung um die Kandidatur junge Menschen an. „Wer heute in die Arbeitswelt einsteigt, tut dies unter völlig anderen Rahmenbedingungen als noch vor wenigen Jahrzehnten“, schreibt sie. Flexible Jobs, Selbstständigkeit, aber damit auch ökonomische Unsicherheit, Stress und hohe Belastung seien die Folge. Sie wolle sich deshalb für moderne soziale Absicherung, Unterstützung für Familien, vor allem für Frauen, und eine 30-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohn einsetzen.

Junge Politikerinnen wie sie könnten gerade jetzt gute Chancen haben. Nach nie waren junge Menschen in der deutschen Politik so präsent wie jetzt. Das zeigen der steile Aufstieg Kevin Kühnerts in der SPD oder die Proteste von Fridays for Future. Erst vergangene Woche traf sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Klimaaktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer.

Kommt diese Bewegung nun auch im Parlament an? Statistisch wäre es sinnvoll. Denn bisher sind die unter 29-Jährigen im Bundestag stark unterrepräsentiert. Das zeigt eine Datenerhebung der „Süddeutschen Zeitung“. Demnach gibt es momentan nur 21 Abgeordnete im Alter zwischen 21 und 29 Jahren. Der Bundestag ist also älter als die Bevölkerung. Repräsentativ wären laut „SZ“ 63 Abgeordnete in diesem Alter.

Wer bei den anderen Parteien in Mitte antritt, ist noch unklar. Das berichtet meine Kollegin Sabine Beikler. Demnach tritt Stephan Rauhut bei den Linken nicht mehr an. Auch bei der CDU stehe der Direktkandidat noch nicht fest. CDU-Kreischef Sven Rissmann sagte, man werde „von Ende Oktober bis Dezember“ das Bewerber- und Aufstellungsverfahren für den Bundestag durchführen. – Text: Julia Weiss
+++
Dieser Text erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Mitte. Die Bezirksnewsletter vom Tagesspiegel für alle 12 Berliner Bezirke (mit über 220.000 Abos) gibt es kostenlos und in voller Länge unter leute.tagesspiegel.de