Namen & Neues

Was sich Bürger:innen bei der Gestaltung der neuen Mühlendammbrücke wünschen

Veröffentlicht am 24.03.2021 von Julia Weiss

Der Streit um den Neubau der Mühlendammbrücke wird nun auf einer digitalen Plattform weitergeführt. Auf „mein.berlin.de“ können Bürger:innen seit dem 5. März Vorschläge zur Planung abgeben – und damit Einfluss auf die weitere Gestaltung der Brücke nehmen, verspricht die Senatsverwaltung für Verkehr. Einig sind sich die Beteiligten noch lange nicht. Am Dienstag fand dazu eine digitale Diskussion mit Workshops statt.

Die Teilnehmenden konnten Wünsche äußern. Sitzgelegenheiten auf der Brücke war einer der bescheideneren Vorschläge, andere wünschten sich eine Kolonnaden-Brücke mit Geschäften links und rechts nach dem Vorbild der Ponte Vecchio in Florenz. Als weitere Punkte wurden eine gute Anbindung an die Kieze durch barrierefreie Fußgängerwege genannt, ein zügiger Tramausbau und Flüsterbeton als Straßenbelag. Ganz oben auf der Liste: Die Gestaltung. Es müsse eine elegante Brücke entstehen, die gut ins historische Zentrum Berlins passe – anders als die bisherige autobahnähnliche Mühlendammbrücke.

Mit der Veranstaltung hatte die Verkehrsverwaltung auf Kritik an der neuen Brücke reagiert. Zu massiv, zu breit, zu viele Autos, die weiterhin durch Berlins historische Mitte rasen – diese Vorwürfe hatten mehrere Berliner Vereine und Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) an die Senatsverwaltung gerichtet. Plötzlich trat ein SPD-Politiker in der Öffentlichkeit als Verteidiger der Verkehrswende auf und die grüne Verwaltung stand als Bremser da. Keine gute Botschaft in Wahlkampfzeiten.

Bei der Veranstaltung am Dienstag bemühte sich Staatssekretär, Ingmar Streese, dieses Bild im Sinne der Senatsverwaltung gerade zu rücken. „Wir kommen der Verkehrswende Stück für Stück näher. Das wird sich in wenigen Jahren zeigen“, sagt Streese in der Video-Konferenz. Der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel und der Infrastruktur werde den motorisierten Verkehr reduzieren. Die Kritik am Neubau der Mühlendammbrücke nehme er sehr ernst. „Viele Brücken müssen erneuert werden“, sagt er. Da sei das ein wichtiger Input.

In einem Punkt bleibt die Verkehrsverwaltung aber weiter hart: Die Brücke brauche, anders als von den Kritiker:innen gefordert, zunächst zwei Autospuren auf jeder Seite. Sonst gebe es Stau. Ein Nadelöhr müsse unbedingt vermieden werden. Erst in einer zweiten Planungsphase nach geglückter Verkehrswende könne der Platz auf der Brücke neu verteilt werden und eine Autospur wegfallen. Das ist der Kompromiss.

Bis 24. März können Interessierte nun noch Vorschläge auf „mein.berlin.de“ abgeben. Gleichzeitig bewerben sich Firmen bereits mit Entwürfen um den Auftrag. Der Realisierungswettbewerb läuft. Am 28. Juli wählt die Jury einen Siegerentwurf. Die Anmerkungen aus der Bürgerschaft sollen bei dieser Entscheidung einbezogen werden, versprach die Verkehrsverwaltung am Dienstag.

Nicht nur die Mühlendammbrücke soll erneuert werden, auch die benachbarte Gertraudenbrücke ist baufällig. Die Verkehrsverwaltung habe dem Bezirk Mitte bereits ihre Pläne präsentiert, sagte Mittes Bezirksstadtrat Gothe in der Bezirksverordnetenversammlung am vergangenen Donnerstag. „Da geht es schon wieder so los wie bei der Mühlendammbrücke.“ Auch hier will der Bezirk eine weniger breite Straße als geplant. Der nächste Streit ist vorprogrammiert.

 

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