Namen & Neues

Initiative fordert reine Fußgängerzone in der autofreien Friedrichstraße

Veröffentlicht am 06.04.2021 von Teresa Roelcke

Die NaturFreunde Berlin sind unzufrieden mit der Gestaltung der autofreien Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Der vier Meter breite Fahrradweg störe Fußgänger:innen und gefährde ihre Sicherheit. Eine Verkehrsberuhigung sei dadurch nicht vollständig gelungen. „Die autofreie Friedrichstraße bietet den Fahrradfahrenden eine gute Möglichkeit, schnell durch die Innenstadt zu kommen“, teilt der Verein mit. „Dadurch hat sich die Straße mehr zu einem Fahrradschnellweg als zu einer Flaniermeile entwickelt.“

Dieser Vorwurf war von Kritikern des Projekts schon öfter zu hören. Etwa vom Anrainer-Verein Die Mitte e.V. oder der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung. Die waren allerdings von Anfang gegen das Projekt und wünschen sich die Autos zurück. Wie unbequem oder gar gefährlich ist der Fahrradweg also wirklich für Fußgänger:innen?

Die Senatsverwaltung für Verkehr habe bisher keine Probleme festgestellt, heißt es auf Nachfrage. Ob die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Stundenkilometer auf dem Fahrradweg aktuell eingehalten würde, wisse man allerdings nicht. Dafür sei die Polizei zuständig. Bei den ersten Schwerpunkteinsätzen zum Start des Verkehrsversuches seien keine Verstöße festgestellt worden.

Für die schwächsten Verkehrsteilnehmer:innen ergeben sich trotzdem Probleme, hat Roland Stimpel vom Verein FUSS e.V. beobachtet. „Der Radweg ist schwierig zu überqueren, wenn dort in beiden Richtungen in dichte Pulks gefahren wird“, sagt er. „Vor allem ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Behinderung trauen sich dann oft lange Zeit nicht hinüber.“ Er schlägt Zebrastreifen an den Kreuzungen vor. Auch kleine Schwellen, Kurven und Engstellen könnten das Tempo bremsen.

Die NaturFreunde Berlin wollen den Fahrradweg ganz verbannen und schlagen vor, ihn in die parallele Glinkastraße zu verlegen. „Aktuell bietet die Friedrichstraße noch keine ausreichende Qualität zum Verweilen und Entspannen“, sagt der Vize-Vorsitzende Uwe Hiksch. In einer reinen Fußgängerzone wäre das anders.

Auch Roland Stimpel von FUSS e.V. wünscht sich mehr Platz zum Flanieren. Die Gehwege mit nur 3,5 Metern Breite seien „für eine Geschäftsstraße viel zu schmal“. Er schlägt vor, den Radweg in eine Richtung zu verschieben, damit auf der anderen Seite mehr Platz bleibe. Ausschließen will er die Radfahrenden aber nicht. Die Sicherheit beim Gehen habe sich in der Friedrichstraße deutlich verbessert. „Fahrräder mit 20 Stundenkilometern sind nicht so gefährlich wie Autos mit 50.“ ( Text: Julia Weiss)