Namen & Neues
1134 Widersprüche gegen die Umbenennung der Mohrenstraße
Veröffentlicht am 30.06.2021 von Julia Weiss
Eigentlich ist die Umbenennung der Berliner Mohrenstraße schon beschlossen, doch aus der Bürgerschaft kommt Gegenwehr. Bis Dienstag sind 1134 Widersprüche beim Bezirksamt von Berlin-Mitte eingegangen. Nur 30 davon stammen von Anwohner:innen.
Der von vielen als rassistisch empfundene Straßenname soll in Wilhelm-Amo-Straße geändert werden. Das hatten die BVV und das Bezirksamt von Berlin-Mitte beschlossen. Der neue Namensgeber gilt als der erste schwarze deutsche Philosoph und Rechtsgelehrte.
Aufgrund der vielen Widersprüche könnte es nun allerdings dauern, bis die Straßenschilder tatsächlich ausgetauscht werden. Im Afrikanischen Viertel in Wedding, wo Straßen nach Kolonialherren benannt sind, zieht sich dieses Verfahren bereits seit mehr als zwei Jahren.
Wer Widerspruch einlegt, muss mit hohen Gebühren rechnen. Je nach Aufwand werden dafür zwischen 36,79 und 741,37 Euro fällig. So steht es in der Berliner Gebührenverordnung. Die Gegner der Umbenennung kritisieren das als undemokratisch. 300 Widersprüche gegen die Umbenennung der Mohrenstraße wurden bereits wieder zurückgezogen, nachdem das Bezirksamt die Bürger:innen per Brief über die Verwaltungsgebühren aufgeklärt hatte.
Wie hoch der Betrag ausfallen wird, ist noch unklar. Im Fall des Afrikanischen Viertels waren es 148,27 Euro pro Widerspruch. Zwar sei die juristische Prüfung der Widersprüche sehr aufwendig gewesen, da diese aber meistens gleichlautend waren, habe man nur 20 Prozent des Höchstsatzes verlangt, erklärt Pressesprecher Christian Zielke. Bei der Mohrenstraße rechne das Bezirksamt mit ähnlich hohen Gebühren. „Die Einnahmen fließen dem Haushalt des Landes zu“, sagt Zielke.
Gegner:innen der Umbenennung wie die Initiative „Pro Mohrenstraße“ hatten sich in der Vergangenheit wiederholt für den Erhalt des Straßennamens eingesetzt. Vertreter:innen der schwarzen Community in Berlin und das Bündnis „Decolonize Berlin“ weisen dagegen darauf hin, dass der Straßenname schwarze Menschen diskriminiere. Der Begriff „Mohr“ gehe auf die Zeit ihrer Versklavung und ihres unfreiwilligen Dienstes am Berliner Hof zurück. Wie genau der Straßenname zustande kam, ist historisch nicht eindeutig.