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Umstrittener Abriss in der Rathenower Straße steht bevor
Veröffentlicht am 18.08.2021 von Julia Weiss
Der Abriss des ehemaligen Jugendzentrums in der Rathenower Straße in Moabit steht unmittelbar bevor. Da teilt die WBM auf Nachfrage des Mitte-Newsletters mit. „In den vergangenen Tagen wurde die Baustelle eingerichtet“, sagt Sprecher Christoph Lang. Vorbereitende Arbeiten hätten bereits begonnen, der Abriss selbst noch nicht. Demnächst werde der Wall zur Straße abgetragen.
Der Teilabriss ist umstritten. Das Ensemble aus einem Hochhaus und einem angeschlossenem Flachbau ist im Stil des Brutalismus gebaut. Der Flachbau wird nun abgerissen. Der Begriff Brutalismus geht auf das französische béton brut zurück, also „roher Beton“ oder auch Sichtbeton, wie er ab den 1960er Jahren verbaut wurde. Ein weiteres Beispiel in Mitte ist die Tschechische Botschaft an der Wilhelmstraße.
Der Architekt Günter Plessow wehrte sich gegen den Abriss. Er hatte das Gebäude in den 70er Jahren mit entworfen und sieht seine Urheberrechte verletzt. Bei dem Gebäude handle es sich um ein „Werk der Baukunst“, das auch am Tag des offenen Denkmals im vergangenen Jahr große Beachtung gefunden habe. Der WBM und dem Bezirk Mitte wirft er Geschichtsvergessenheit vor. Die WBM argumentiert dagegen, dass städtebaulich viel für den Umbau spreche. Das Gelände solle freundlicher und zugänglicher werden mit einer Rasenfläche, die von der Straße zum hinter dem Gebäude liegenden Park führt. Außerdem werden neue Wohnungen gebaut.
Auch die Initiative „Wem gehört Berlin“ versuchte den Abbau lange zu verhindern. „Der drohende Teil-Abriss verstümmelt die ausgewogen proportionierte Komposition des Gebäudeensembles von Hoch- und Flachbau mit verbindenden Brücken und Stegen und verunsichert das gesamte soziale Gefüge von Kiezküche, Drogennotdienst, Obdachlosenhilfe und Kinder- und Jugendarbeit“, heißt es in einem offenen Brief der Initiative.
Kritik gab es auch an der Verdrängung der Moschee „Haus der Weisheit“. Noch immer wurde kein Ersatz für die Gebetsräume gefunden. Die Suche des Bezirks Mitte danach verlaufe aber sehr vielversprechend, teilt die WBM mit. Nach dem Umbau soll die die Moschee auch Räume im Neubau bekommen.