Namen & Neues
Streit um Skate-Verbot an der Neuen Nationalgalerie
Veröffentlicht am 10.11.2021 von Julia Weiss
Als die Baustelle verschwand, drehten die Skater bald wieder ihre Runden. Der Platz um die Neue Nationalgalerie ist seit mehr als 30 Jahren ein Hotspot der Szene. Doch damit ist Schluss. Seit 23. Oktober ist Skaten verboten. An wertvollen Skulpturen seien Farbspuren von den Brettern zurückgeblieben und die Steinbänke bekämen Schrammen, erklärt Museumsleiter Joachim Jäger.
Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Eine Petition zum „Erhalt der Skatekultur an der Neue Nationalgalerie“ haben mittlerweile mehr als 2.500 Menschen unterschrieben. Das Kunstmagazin „Monopol“ kritisierte die Maßnahme als elitär und exklusiv. Man wünsche sich doch die Jugend in den Museen – und dann verscheuche man sie vor der eigenen Türe.
Nun reagiert die Neue Nationalgalerie auf die Kritik und zeigt sich kompromissbereit. „Das Verbot ist temporär“, erklärt Jäger auf Nachfrage des Tagesspiegels. „Wir wollen eine Lösung finden, mit der alle zufrieden sind“, sagt er. Dazu wolle er nun Gespräche mit Skaterinnen und Skatern führen. Möglich wäre eine Art Aufpasser auf dem Platz einzusetzen, der zur Vorsicht mit der wertvollen Architektur mahnt. Das zu finanzieren, sei im Moment aber schwierig. Die Kassen seien wegen Corona klamm. Wichtig sei auch, dass Museumsbesucher nicht gestört werden, da habe es schon Beschwerden gegeben.
Die Skatekultur hat aber auch ihre Fans. Die Künstlerin Veronika Kellndorfer lobte sie in einem Interview als schöne Ergänzung zur Architektur von Ludwig Mies van der Rohe: „Wenn man an einem Sonntagnachmittag in der Halle steht und draußen die Skater fahren sieht, dann entsteht wirklich dieses berühmte Fließen von Innen nach Außen, dann kippt es wirklich in ein Kunstwerk. Diese Ambivalenz fasziniert mich sehr.“
Auf dieses Zitat weist die Petition auf change.org hin und erwähnt auch, dass Skater von anderen Museen längst geduldet werden – wie auf den Vorplätzen des MACBA Museum of Contemporary Art in Barcelona oder dem Konzerthaus in Porto. Zumindest außerhalb der Öffnungszeiten sollte das Skaten vor der Neuen Nationalgalerie erlaubt sein, fordert die Petition. Die Museumsbesucher hätten dann allerdings nichts mehr vom schönen „Kippmoment“, der Kellndorfer faszinierte.