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Geplanter Spreeradweg in Moabit ärgert Fußgänger

Veröffentlicht am 16.02.2022 von Julia Weiss

Erneut führen kollidierende Interessen von Radfahrern und Fußgängern zu Ärger in der Berliner Verwaltung. Anwohner und Aktivisten laufen Sturm gegen die Pläne des Bezirks Mitte, den Spreeradweg entlang des Flussufers in Moabit auszubauen.

Geplant ist am Ufer eine drei Meter breite Asphaltbahn als gemeinsamer Geh- und Radweg, außer entlang der Schlossanlage Bellevue. Dort will der Bezirk den kleinteiligen Pflasterbelag erhalten. Zudem sollen Aufenthaltsbereiche entlang des Ufers entstehen. Anfang Februar erklärte der Bezirk, mit dem Bau des Spreeradwegs in Mitte beginnen zu wollen. Als erster Teil ist der Umbau des 1,9 Kilometer langen Abschnitts von der Lutherbrücke am Schloss Bellevue bis zur Bezirksgrenze zum Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf geplant. Noch in diesem Monat sollen dazu die Bauarbeiten entlang des Bellevue-Ufers und zwischen der Lessingbrücke und Flotowstraße beginnen.

Bei Fußverkehrsaktivisten und Anwohnern führt das zu Unmut. Das Abgeordnetenhaus habe 2018 beschlossen, dass Fußgänger am Spree-Rad- und Wanderweg Vorrang haben sollten, heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative Spreeufer, die von mehreren Vereinen, darunter FUSS e.V. und die Naturfreunde Berlin unterstützt wird. „Wie aber soll das umgesetzt werden, wenn eine Asphaltbahn zum Schnellfahren einlädt?“, fragt die Initiative. „Ein breiter, asphaltierter Weg zum schnellen Radfahren ist eine Idee von gestern. In der Klimakrise müssen offene Flächen wie der heutige Uferweg erhalten werden.“

Auch eine ausreichende Bürgerbeteiligung habe zuvor nicht stattgefunden. „Wird dieser Plan verwirklicht, ist das doppelter grün-roter Wortbruch“, kommentiert FUSS e.V. „Hier muss vor Baubeginn nachgebessert werden.“ So sei Asphalt als Material tabu. Zudem müsse der Weg anders gelegt werden: „Er soll zu Entspannung und Langsamkeit motivieren, nicht zum Schnellfahren. Dazu helfen kleine Schwenks, unebene und engere Stellen. Auf so einem Langsam-Weg können sich Menschen zu Fuß und auf dem Rad gut arrangieren“, teilt der Verband mit.

„Die Sorgen der Anwohnenden nehmen wir sehr ernst und werden kurzfristig das Gespräch mit der BI suchen“, sagte Mittes Verkehrsstadträtin Almut Neumann (Grüne). „Wir bitten um Verständnis, dass wir dem nicht vorgreifen wollen.“ Bereits 2013 sei die Uferumgestaltung durch den Bezirk im Auftrag des Senats geplant worden, erklärte sie. Im Nachgang an eine Bürgerversammlung 2018, an der auch die Bürgerinitiative teilgenommen hätte, habe man die Planungen noch angepasst. Bis 2024 soll der Uferweg in Moabit umgebaut werden. – Text: Christian Latz