Kiezgespräch

Veröffentlicht am 11.07.2018 von Laura Hofmann

Kinderarmutsraten von über 70 Prozent im Gebiet rund um die Reinickendorfer Straße, 60-65 Prozent im Westen Moabits. Erschreckende Zahlen, die aus dem Bericht Monitoring Soziale Stadtentwicklung (MSS) der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hervorgehen – auch wenn sie soziale Benachteiligung für den beobachteten Zeitraum 2015 bis 2016 berlinweit rückläufig ist. Das Monitoring beobachtet die sozialstrukturelle Entwicklung in Berlin, auf der Ebene von 447 Planungsräumen. Dabei sollen Gebiete identifiziert werden, die erhöhter stadtentwicklungspolitischer Aufmerksamkeit bedürfen. Der nun erschienene Bericht für 2017 bezieht sich auf die Jahre 2015 und 2016. Die soziale Entwicklung der Stadt wird anhand der Index-Indikatoren Arbeitslosigkeit (nach SGB II und III), Langzeitarbeitslosigkeit (nach SGB II und III), Transferbezug der Nicht-Arbeitslosen (nach SGB II und XII) und Kinderarmut (Transferbezug SGB II der unter 15-Jährigen) untersucht.

Die gute Nachricht: Der Anteil der von (Langzeit-)Arbeitslosigkeit betroffenen Personen hat sich seit 2006 berlinweit in etwa halbiert. Im Vergleich dazu bleibt der Anteil der nicht arbeitslosen Beziehern von Transferleistungen beinahe konstant. Die Zahl der in Armut lebenden Kinder sinkt weiterhin. Ende 2016 waren dennoch 30 Prozent aller Kinder in Berlin von Armut betroffen. Gebiete mit überdurchschnittlich hohen Werten bei den vier Index-Indikatoren – Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Transferbezug und Kinderarmut – sind nach wie vor in Spandau-Mitte, Wedding-Moabit, Neukölln-Nord sowie in Kreuzberg-Nordost. Die räumliche Verteilung von sozialer Benachteiligung bleibt in Berlin also überwiegend konstant. Allerdings zeigen sich in einigen Teilen Ost-Moabits, Kreuzberg-Nordost oder teilweise auch im Norden Neuköllns positive Dynamiken. Insbesondere Gebiete in Nord-Marzahn und Nord-Hellersdorf können ihren sozialen Status gegenüber der vergangenen Untersuchung 2015 verbessern.

44 der 436 betrachteten Planungsräume (zehn Prozent) weisen einen sehr niedrigen sozialen Status mit unterschiedlicher Dynamik oder einen niedrigen sozialen Status mit negativer Dynamik auf. 2016 lebten in diesen Gebieten insgesamt ca. 398.000 Einwohnerinnen und Einwohner (2014: ca. 407.000). Davon liegen acht im Bezirk Mitte. Bereits 2015 galten die Planungsräume Soldiner Straße, Brunnenstraße, Humboldthain Nordwest, Reinickendorfer Straße und Leopoldplatz als Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf. Neu hinzugekommen sind im Bericht 2017 die Gebiete Huttenkiez, Beusselkiez, Heidestraße. In Mitte gibt es keinen Planungsraum, der seit 2015 nicht mehr als Gebiet mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf ausgewiesen wird.

Die Ergebnisse des Monitorings werden dafür genutzt, die bestehenden Programme der sozialen Stadtentwicklung zu evaluieren und weiter zu entwickeln. Die aktuellen räumlichen Schwerpunktgebiete des Förderprogramms „Soziale Stadt“ sowie anderer Programme der Städtebauförderung (z.B. Stadtumbau, Aktive Zentren) werden mit den sozialräumlichen Entwicklungen in Berlin abgeglichen, um die Unterstützung in stabilisierten Gebieten zu reduzieren („Verstetigung“) und neue Gebiete für die Förderkulissen zu identifizieren. stadtentwicklung.berlin.de