Kiezgespräch

Veröffentlicht am 14.04.2021 von Julia Weiss

Neues von der Engelbecken-Verschwörung. Die Tierschutzorganisation Peta will das Fischereiamt verklagen, weil 50 Fische aus dem Engelbecken in Berlin-Mitte gefischt wurden. „Apathisch, völlig entkräftet und dem Tode bereits nahe“ seien die Fische in Eimern getrieben, heißt es in einer Pressemitteilung. Anschließend seien sie für die Tötung in anderen Behältern abtransportiert worden. Peta bezeichnet die Maßnahme als unnötig. Das Tierschutzgesetz untersage es, einem Tier ohne „vernünftigen Grund“ Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen.

Dem Umweltamt zufolge gibt es aber durchaus Gründe. Die Fische gehören eigentlich nicht in das Engelbecken. Es sind Hybride, eine Mischung aus Goldfisch und Koi-Karpfen, die aus der Zoohandlung stammen und ausgesetzt wurden. Weil sie keine natürlichen Feinde haben, vermehren sie sich unkontrolliert. Sie fressen Wasserflöhe und kleine Krabben, die sich von Algen ernähren. Die wuchern nun im Engelbecken. Auf dem Grund liegt zudem giftiger Schlamm aus Fischexkrementen und Brotresten, die Menschen in den See werfen. Das Engelbecken ist kurz vorm Kippen.

Tierschützer:innen wollen diese Erklärung nicht akzeptieren und machen Stimmung gegen das Umweltamt Mitte – mit teilweise kruden Aussagen. Schon im Sommer wurden rund um das Engelbecken Flugblätter verteilt, in denen behauptet wurde, „alle Fische und Schildkröten werden getötet“. Und sogar junge Schwäne sollen „entsorgt“ werden. (mehr zu den Hintergründen lesen Sie hier)

Diese Zettel kamen zwar nicht von Peta, aber auch in der Pressemitteilung der Tierschutzorganisation finden sich Unterstellungen. Weil dem Fischereiamt Mitte März nur 50 Fische ins Netz gegangen waren, bezweifle Peta „den vom Fischereiamt geschätzten Besatz des Engelbeckens mit 1,3 Tonnen Fischgewicht“. Das Umweltamt hat dafür aber eine Erklärung: Das Wasser sei an diesem Tag an der Oberfläche zu kalt gewesen, deshalb seien die Fische nicht nach oben geschwommen.

Das Mitleid mit den Fische ist nachvollziehbar. Auch das Umweltamt Mitte habe nach Alternativen zum Tod der Fische gesucht. Aber: „Da es sich um invasive Arten handelt, können wir die Fische nicht in anderen Gewässern ansiedeln“, erklärt die Biotop-Beauftragte Nadine Pirch. Auch Züchter oder andere Halter habe man für sie nicht gefunden. Außerdem seien die Fische sehr stark schadstoffbelastet vom phosphathaltigen Wasser. Wer dem Engelbecken wirklich helfen wolle, solle kein Brot mehr reinwerfen und auf keinen Fall weitere Zierfische aussetzen.

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