Nachbarschaft

Veröffentlicht am 22.06.2018 von Laura Hofmann

Katja Sinko, 28, leitet seit Ende 2016 die Kampagne „The European Moment“ und organisiert auch den March for a New Europe, der am Samstag in Mitte stattfindet (Facebook).

Frau Sinko, das Bündnis „The Europeant Moment“ organisiert am Samstagvormittag einen „March for a New Europe“. Wie sieht dieses neue Europa, für das Sie demonstrieren, aus? Wir wollen Europa. Doch wer Europa will, muss ein anderes Europa wollen. Deswegen fordern wir ein Europa der Bürgerinnen und Bürger, ein Europa der Demokratie, der Nachhaltigkeit und der Solidarität. Wir setzen uns für das Europa ein, das wir wollen, und nicht nur für das Europa, das wir schon haben. Gemeinsam stehen wir für eine bürgernahe europäische Demokratie, in der endlich das Versprechen eines sozialen Europas eingelöst wird. Ein Europa, in dem die Freiheit der Menschen durch starke Sozialpolitik ermöglicht und die Chancengleichheit aller gefördert wird. Wir sind ein breites Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, Gewerkschaften und Parteien. Wir fordern ein erneuertes und besseres Europa. Dieses erneuerte Europa ist keine Utopie. Es existiert bereits als gestrichelte Linie am Boden unserer Realität, die man nur verbinden muss. Unsere Forderungen sind genau diese Verbindungslinien.

Wer steckt hinter dem „Europäischen Moment“? Unter dem Slogan „Sorry, wir sind spät dran, aber jetzt wird Europa gerettet“ haben wir nach dem Brexit- und Trump Jahr 2016 die proeuropäische Kampagne „The European Moment“ ins Leben gerufen. Wir, junge engagierte Menschen aus Berlin, wollen Europa voranbringen, indem wir die progressiven europäischen Kräfte bündeln und klare Forderungen stellen. Wir wollen eine Plattform sein, keine neue Bewegung. Eine Kampagne die alle zusammenbringt, um ein Gegengewicht aufzuzeigen: Dafür ist das neue Dagegen! Es gibt diese schweigende Mehrheit, die die EU an sich gut findet, aber Änderungsbedarf sieht. Viele junge Menschen sind für die Werte, für die die EU steht und die in ihren Verträgen fest verankert sind, aber wir müssen dafür sorgen, dass diese Werte Realität für jedefrau und jedermann werden. Wir wollten von Anfang an keine Jubeleuropäerinnen sein. Der Knackpunkt ist, zu zeigen, dass wir eigene Visionen haben.

Was sich „The European Moment“ bereits bei der Gründung vorgenommen hatte, ist gelungen: Die Eigenbrötlerei einzelner proeuropäischer Initiativen in einigen Punkten zu beenden und für das große Ganze an einem Strang zu ziehen: Europa gemeinsam verändern. Beim March For A New Europe sind über 40 proeuropäische Organisationen, Initiativen und Parteien dabei, die gemeinsam ein demokratisches, nachhaltiges und soldarisches Europa fordern – das gab es seit Jahren nicht.

Was sind Ihre konkreten Forderungen an die Politik und die Gesellschaft? Wir fordern von den europäischen Staats- und Regierungschef*innen, der Europäischen Kommission sowie insbesondere der deutschen Bundesregierung und dem Bundestag, jetzt die Weichen für ein friedliches Europa der Demokratie, Solidarität und Nachhaltigkeit zu stellen. Europa muss demokratischer, nachhaltiges und solidarischer werden, wenn es wieder eine Union der Bürgerinnen und Bürger werden soll, ein Projekt, hinter dem die Menschen stehen. Wie dieses Europa konkret aussieht, haben wir in unserem gemeinsam verfassten Offenen Brief, der von 30 Organisationen unterstützt wird, skizziert.

Foto: Christian Schneider

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute@tagesspiegel.de