Nachbarschaft

Veröffentlicht am 15.08.2018 von Laura Hofmann

Warum die Mohrenstraße in Mitte umbenennen? Darauf haben die Aktivisten des Bündnisses „Decolonize Berlin“ eine einfache Antwort: Weil der Name Schwarze Menschen diskriminiert. Der Begriff „Mohr“ geht auf die Zeit ihrer Versklavung und ihres unfreiwilligen Dienstes am Berliner Hof zurück und ist bis heute negativ konnotiert. Wie genau der Straßenname zustande kam, ist historisch unklar.

Am 18. August ab 17 Uhr feiert das Bündnis zum fünften Mal ein symbolisches Umbenennungsfest am U-Bahnhof Mohrenstraße. Anlass ist der Internationale Tag zur Erinnerung an den Versklavungshandel und an seine Abschaffung am 23. August. Bei der Feier wird auch Anton Wilhelm Amo vorgestellt, der erste Schwarze deutsche Akademiker, den die Umbenennungsbefürworter als neuen Namensgeber vorschlagen. Amo, 1703 im heutigen Ghana geboren, wird als  Kleinkind seinen Eltern von Sklavenhändlern entrissen, gelangt auf mysteriösen Wegen an den Hof des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel und wird zum gelehrten Philosophen, der von Zeitgenossen rezipiert und gewürdigt wurde.

Aber gegen eine Umbenennung gibt es Widerstand. Die Bürgerinitiative Pro Mohrenstraße, in der sich Anwohner und Gewerbetreibende 2014 zusammenschlossen, setzt sich gegen einen neuen Straßennamen ein. Bodo Berwald, ein Sprecher der Initiative,  erläutert im Interview mit der „Berliner Zeitung“ deren Beweggründe und das Vorgehen der Gruppe. In der Zählgemeinschaftsvereinbarung zwischen den Grünen und der SPD in Mitte von 2016 heißt es,  die „Diskussion um die Entwicklung eines Lern- und Erinnerungsortes an der Mohrenstraße“ solle weiter unterstützt und gefördert werden. Von einer Umbenennung ist nicht die Rede.

Foto: Tahir Della

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute@tagesspiegel.de