Nachbarschaft

Veröffentlicht am 05.12.2018 von Laura Hofmann

Jan Christian Sahl, Niklas Hofmann und Lili Feyerabend, Gründer von „welobby“ aus Berlin-Mitte, im Gespräch mit Partnern.

Ihr habt gerade eure erste Lobbyaktion erfolgreich abgeschlossen und erreicht, dass Menschen im betreuten Wohnen besseren Mieterschutz genießen. Wie habt ihr das angestellt? Beim erfolgreichen Lobbying geht es in der Regel darum, zur richtigen Zeit an die richtigen Politiker mit den für sie jeweils richtigen Argumenten heranzutreten. Das haben wir gemacht und die zuständigen Rechtspolitiker von Union und SPD kontaktiert. Geholfen hat, dass der Bundestag sowieso gerade mit einer Mietrechtsreform befasst war – die „Gesetzesmaschine“ lief also schon und wir konnten thematisch gut aufspringen. Wer es genau wissen will: Was wir wann wo im Detail gemacht haben, lässt sich hier nachlesen.

Euer Motto ist: „Eine Lobby für alle ohne Lobby“. Wie kamt ihr auf die Idee, Welobby zu gründen? Lobbyismus bedeutet, gegenüber der Politik ein Interesse zu vertreten. Das ist nicht böse, sondern elementar für unsere Demokratie. Wichtig ist aber, dass politische Interessenvertretung transparent geschieht und auch finanziell schwächere Gruppen eine Chance haben, von der Politik gehört zu werden. Um das zu erreichen, nutzen wir die Digitalisierung: Wir bauen eine Plattform für crowdfinanzierten Lobbyismus. Im Prinzip wie eine Petitionsplattform, nur dass wir keine Unterschriften oder Likes sammeln – sondern Geld von Menschen, mit dem wir dann die Lobby-Arbeit für ein bestimmtes politisches Projekt finanzieren können. Wir wollen damit den Lobbyismus demokratisieren.

Woran arbeitet ihr noch und was sind eure Pläne für die Zukunft? Aktuell bauen wir unsere Crowdfunding-Plattform und entwickeln digitale Transparenz-Tools. Wir sammeln weiterhin Vorschläge für Lobbyprojekte, die alle Menschen und nicht-kommerzielle Organisationen bei uns mit wenigen Klicks und nach klaren Regeln über die Webseite einreichen können. Außerdem beschäftigt uns – wie viele andere Startups zu Beginn auch – die Finanzierung. Wir wollen dauerhaft wirken, sind aber bislang immer nur für knapp sechs Monate finanziert. Wir haben jetzt gezeigt, dass unsere Arbeit erfolgreich ist und hoffen, dass uns das bei der Suche nach Geldgebern hilft.

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute@tagesspiegel.de