Nachbarschaft

Veröffentlicht am 18.09.2019 von Julia Weiss

Julian Kopmann lebt in der Nähe der Invalidenstraße in Berlin-Mitte, er hat drei Kinder. Nach dem Unfall mit vier Toten will er, dass die Gegend verkehrsberuhigt wird. Mehr als 10.000 Menschen haben schon unterschrieben – hier der Text dazu. „Nächstes Ziel: 15.000 Unterschriften“, steht auf der Seite der Petition. Stand am Donnerstag, kurz vor 13 Uhr: 10.600 Unterschriften.

Herr Kopmann, was macht die Invalidenstraße gefährlich? „Der Verkehr hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Fahrradfahrer drängen sich zwischen Tram, parkenden und fahrenden Autos und weichen auch manchmal auf die Gehwege aus. Wenn dann noch eine Baustelle dazukommt, ist das Chaos perfekt. Dazu kommt, dass es auch immer wieder zur Missachtung der Verkehrsregeln kommt. Das fängt beim Parken in der zweiten Reihe oder im Halteverbot an und endet mit dem Überqueren roter Ampeln mit weit überhöhter Geschwindigkeit.“

Welche gefährlichen Situationen haben Sie oder Ihre Kinder dort schon erlebt? „Wir haben schon oft erlebt, wie Fahrradfahrer von fahrenden Autos abgedrängt und Fußgänger vor allem beim Abbiegen übersehen werden. Sehr deutlich ist mir auch noch in Erinnerung, dass ein Reisebus eine rote Fußgängerampel missachtet hat, gerade als wir sie überqueren wollten.“

Was soll sich nun durch die Petition verändern? „Ich bin kein Verkehrsexperte, der Ihnen die besten Maßnahmen nennen kann. Aber es soll dafür gesorgt werden, dass die Sicherheit vor allem für die kleinsten Verkehrsteilnehmern wirklich verbessert wird. Ich habe auch schon von einigen Fachleuten gehört, dass die derzeitige Situation nicht akzeptabel ist.“

Wenn die Unfallursache tatsächlich ein epileptische Anfall war, hätte Tempo 30 den Unfall allerdings nicht verhindern können. Wieso fordern Sie es dennoch? „Ich glaube, für die Betroffenen ist der schreckliche Unfall eine absolute Katastrophe, unabhängig von der Ursache. Unsere Petition richtet sich nicht gegen irgendwelche möglicherweise Schuldigen, sondern fordert eine Verbesserung des Gesamtsituation. Natürlich war der Unfall ein Weckruf für uns, aber die Forderung besteht unabhängig davon.“

Das Ziel von 10.000 Unterschriften haben Sie bereits erreicht – wie geht es jetzt weiter? „Ich hoffe, dass wir jetzt die Öffentlichkeit und mediale Präsenz haben, um auch politische Prozesse in Gang zu setzen und vielleicht sogar beschleunigen zu können. Ich hoffe sehr, dass nun etwas passiert. Darüber hinaus versuchen wir, auch die lokalen Institutionen und Vereine zusammenzubringen, um auch von dieser Seite aus die Politik anzurufen, damit endlich Maßnahmen ergriffen werden.“

Was der Unfall in der Invalidenstraße nicht nur bei Kopmann sondern auch über den Kiez hinaus für Auswirkungen hatte, damit befasst sich der Tagesspiegel in der kommenden Woche noch ausführlicher. Zum E-Paper gelangen Sie hier: epaper.tagesspiegel.de. – Foto: Thilo Rückeis; Text: Julia Weiss
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Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Mitte entnommen. Den Newsletter für Berlins zentralen Bezirk gibt es komplett und kostenlos unter leute.tagesspiegel.de.
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Zur Autorin: Julia Weiss ist freie Autorin beim Tagesspiegel. Sie freut sich über Anregungen und Kritik. Schreiben Sie ihr eine Mail oder folgen Sie ihr auf Twitter.