Nachbarschaft
Veröffentlicht am 31.03.2021 von Julia Weiss

Seit fünf Jahren sieht Juliane das alte Parkcafé an der Catcherwiese leerstehen, so lange wohnt sie neben dem Volkspark Rehberge. „Das ist verschenktes Potenzial“, sagt sie. „Hier könnte ein schöner Ort für alle Menschen aus dem Wedding entstehen.“ Anfang des Jahres entdeckte sie einen Flyer der Initiative Parkcafé Rehberge. Die will nun in die Hand nehmen, was das Bezirksamt Mitte nicht hinbekommt: Das alte Gebäude renovieren und als Café wiedereröffnen.
Nicht nur Juliane war begeistert von der Idee. Am ersten digitalen Treffen am 2. Februar nahmen 70 Menschen teil. Die Idee: Das Café als Kollektiv betreiben. Dazu bildeten die Teilnehmenden Arbeitsgruppen zu Themen wie Finanzen, Bau/Gestaltung, Kiezgeschichte und Außenbereich. Einige Mitglieder hätten schon viel Erfahrung in der Gastronomie, sagt Juliane, die überlegen sich nun ein Konzept für die Bewirtung. „Was wir verkaufen wollen, wissen wir noch nicht, aber es soll für alle bezahlbar sein.“ Das Café müsse sich selbst tragen, aber keinen Gewinn abwerfen.
Das Parkcafé war einmal ein beliebter Ausflugsort, doch seit der Pächter vor sechs Jahren starb, verfällt das Gebäude. Seitdem gab es unterschiedliche Ideen für eine neue Nutzung – passiert ist nichts. Zuständig ist Bezirksstadträtin Sabine Weißler (Grüne). Ein neuer Pachtvertrag lohne sich nicht, hieß es bisher aus ihrem Fachbereich, weil die dafür notwendige Sanierung des Gebäudes zu teuer wäre.
Anwohner:innen ärgert das. Und auch Bezirksverordnete haben wiederholt gefordert, das Café wieder nutzbar zu machen. Zuletzt wollte das Bezirksamt das Gebäude Herthas Boxern überlassen. Doch das Bezirksparlament stimmte dagegen. Der Ort solle für alle Menschen zugänglich sein und nicht nur für einige Sportler, so der Wunsch der Bezirksverordneten.
Am Sonntag hielt die Initiative Parkcafé Rehberge eine Kundgebung ab. Politiker von SPD, CDU und Grüne waren in den Park gekommen, um sie zu unterstützen. Auch Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) war da und twitterte über die Veranstaltung: „Das macht Hoffnung für das IBV (A.d.R.: Ausschreibung), das wir starten, sobald Klarheit über den Sanierungsbedarf der Versorgungsleitungen zum Café besteht. Neben den vorhandenen tollen Nutzungsideen braucht es leider auch viel Geld.“
Für die Renovierung, vor allem die Rohre sind nach langem Leerstand kaputt, hofft die Initiative auf finanzielle Unterstützung durch Bezirk oder Senat. Außerdem wollen sie eine symbolische Miete von einem Euro pro Monat bezahlen. Neben dem Café soll ein Jugendtreff entstehen. Außerdem sollen Veranstaltungen stattfinden. „Der Ort soll wirklich für alle da sein“, sagt Juliane. – Foto: Initiative Parkcafé Rehberge
Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute@tagesspiegel.de