Das erste Bier braute Matt Walthall in seiner Küche. Mittlerweile ist aus dem Hobby ein Unternehmen mit 25 Mitarbeiter:innen geworden. Die Vagabund-Brauerei ist seit vergangenem Sommer in den Osram Höfen im Wedding zu finden. Mit viel Aufwand ließ der US-Amerikaner dort gemeinsam mit seinem Partner Tom Crozier ein altes Kesselhaus renovieren. Wo 20 Jahre lang eine Ruine stand, ist nun ein lokales Unternehmen mit Biergarten ansässig. Gut für den Wedding, gut für den Bezirk – sollte man meinen. Doch es gibt Ärger mit dem Bauamt.

„Ein Streit mit Bauamt und Denkmalamt droht uns in den Ruin zu treiben“, sagt Matt Walthall dem Tagesspiegel. „Uns drohen Bußgelder von bis zu 500.000 Euro, die das Unternehmen sicherlich zerstören würden.“ Beim Umbau sei eine denkmalgeschützte Wand versehentlich eingestürzt, weil sie marode war. „Die war nicht mehr zu retten.“ In einem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, kritisiert die Bauaufsicht außerdem, dass Mauerreste und denkmalgeschützte Türen entfernt worden seien.

„Ich bin selbst Historiker und die Erhaltung des Gebäudes liegt mir am Herzen“, sagt Walthall. Deshalb habe er das alte Kesselhaus ausgesucht. Er habe so viel wie möglich von der denkmalgeschützten Bausubstanz erhalten wollen und nur Eingriffe vorgenommen, die für den Betrieb einer Gastronomie und einer Produktionsstätte zwingend notwendig seien. Das sei sehr aufwendig und teuer gewesen. Andernfalls hätte das Gebäude weiter leer gestanden.

Das Bauamt hat die Brauerei-Betreiber nun zu einer Anhörung geladen. So lange darf Walthall die Bar im Inneren des Gebäudes nicht in Betrieb nehmen. „Wegen Corona wissen wir nicht, was im Winter sein wird. Wir müssen jetzt eigentlich so viel Geld verdienen wie möglich“, sagt der Betreiber. Der finanzielle Puffer sei aufgebraucht. Schon ein Bußgeld von 10.000 Euro wäre existenzgefährdend. Das Bezirksamt und der zuständige Stadtrat Ephraim Gothe (SPD) äußerten sich nicht auf eine Nachfrage des Tagesspiegels.

• Mehr Infos zur Vagabund Brauerei gibt es hier.

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