Nachbarschaft
Veröffentlicht am 23.11.2022 von Julia Weiss

Früher tobte hier das Leben. Kutschen fuhren vorüber, Handwerker und Händlerinnen eilten hin und her, Soldaten marschierten: Die Brüderstraße in Mitte war eine wichtige Verbindung zwischen Petriplatz und Schloss. „Die Dichterin Anna Louisa Karsch, die hier zeitweilig wohnte, beschwerte sich, dass es immer so laut war“, erzählt Stadtführer und Autor Michael Bienert. Hufe klapperten, Wagenräder rumpelten, Hunde bellten und manch lautstarker Streit wurde ausgetragen.
Heute dagegen: Stille. Kaum jemand verirrt sich in die Brüderstraße und zu dem Haus Nummer 13, in dem der Verleger Friedrich Nicolai von 1787 bis zu seinem Tod 1811 lebte. Wenn man vor dem noch weitgehend original erhaltenen Gebäude mit seiner gelben Fassade steht und den Blick nach Norden richtet, sieht man zwar die Kuppel des wiedererrichteten Schlosses. Aber das ehemalige DDR-Staatsratsgebäude, die European School of Management and Technology, schiebt sich als wuchtiger Riegel dazwischen. Die Brüderstraße ist dadurch abgeschnitten, ein Stummel, für die meisten Einheimischen und Tourist:innen uninteressant.
Doch zum Glück gibt es den „Berlinologen“ Michael Bienert, der erklären kann, warum genau diese Straße eine Rolle in der Geschichte gespielt hat. Der Journalist und Literaturwissenschaftler, der auch für den Tagesspiegel schreibt, hat gerade ein Buch über „Das aufgeklärte Berlin“ veröffentlicht.
- Den ganzen Text meiner Kollegin Dorothee Nolte über das Buch von Michael Bienert lesen Sie hier mit Tagesspiegel Plus.