Intro
von Madlen Haarbach
Veröffentlicht am 19.06.2019
schwüle Luft, laue Nächte – die Temperaturen laden zum dauerhaft Draußensein ein. Eine gute Gelegenheit, das Wetter und die langen Tage zu feiern, bietet am Freitag die Fête de la Musique. Wie auch in den vergangenen Jahren wird am 21. Juni die ganze Stadt zur Bühne – und natürlich auch Neukölln.
Eine Bühne steht im Jugend-, Kultur- und Werkzentrum Grenzallee (kurz JKW Grenzallee) in der Grenzallee 5. Seit 2015 nimmt das JKW an der Fête teil, berichtet Leiterin Jana-Krystlik Einberger. Vorher hat sie bereits Konzerte in einem Jugendclub in Lichtenberg ausgerichtet. An der Grenzallee gibt es allerdings mehr Platz und dadurch mehr Möglichkeiten für Musiker*innen und Publikum. Die große Bühne leiht sich das JKW jedes Jahr von einem anderen Jugendclub in Südneukölln aus, der die Technik kaum nutzt.
„Die Fête ist ein Begegnungsort für viele Menschen“, sagt Einberger. Gerade in einem Bezirk, der so bunt und divers wie Neukölln sei, hätten die Jugendlichen bei der Fête die Möglichkeit, mal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Zur Fête kommen mehr Besucher*innen von außerhalb, etwa anderen Jugendclubs, als aus dem JKW selbst, sagt Einberger. Dadurch würden sich Menschen begegnen, die sich normalerweise nicht unbedingt treffen – „dann merken die Jugendlichen auch, dass Menschen aus anderen Lebensbereichen gar nicht die Spießer sind, als die sie sie vielleicht erwartet haben“, sagt Einberger.
Auf der „No Frontiers“-Bühne am JKW stehen am Freitag vor allem Hiphop-Bands, die auch dem Musikgeschmack der Jugendlichen entsprechen. „Wir wollen ja, dass das Publikum dabei bleibt“, sagt Einberger. Die meisten Acts, wie etwa Eleonora Reyes alias Gotopo (siehe Nachbarschaft), kommen selbst aus dem JKW. Andere kommen aus dem nahen oder weiteren Bekanntenkreis des JKWs oder über die Organisator*innen der Fête.
Neben dem JKW Grenzallee finden in Neukölln auch Konzerte auf der Inklusiven Rockbühne der AWO am Falkplatz, in der Griessmühle an der Sonnenallee, auf der Reuterstraßenbühne in der Weserstraße 9, bei Tamper meets Tigger in der Jonasstraße 22, in der Martin-Luther-Kirche (Fuldastraße 50), im Babette’s Garden (Am Sudhaus 3), am Refugio (Lenaustraße 4), in der Bar Broschek (Weichselstraße 6), im Bergschloss (Kopfstraße 59) und im Kulturbunker (Rungiusstraße 19) statt. Zum gesamten Programm geht es hier entlang.
Bleibt die Frage: Was zeichnet Neukölln eigentlich musikalisch aus? „Wahrscheinlich so HipHop, der aus den geleasten BMWs auf der Sonnenallee zu hören ist“, sagte mir Von Wegen Lisbeth-Sänger Matthias Rohde neulich beim Minigolfen in der Hasenheide. Einen typischen Neuköllner Sound gebe es eigentlich nicht. Eher so Institutionen: Livekonzerte im „Keller“ (Karl-Marx-Straße 52) oder den legendären „Blue Monday“ im „Sandmann“ (Reuterstraße 7). Der Tipp der Lisbeths für die Fête liegt dann aber im Nachbarbezirk: Das Badehaus Open Air auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain, bei dem die Lisbeths auch selber schon auf der Bühne standen.
Mehr Eindrücke zu Neuköllner Musik liefert auch Gotopo weiter unten. Was finden Sie? Was zeichnet Neukölln musikalisch aus, gibt es gar eine eigene Szene? Oder vermissen Sie vielleicht sogar genau das im Bezirk? Schreiben Sie mir gerne Ihre Eindrücke per Mail.
Madlen Haarbach ist freie Autorin beim Tagesspiegel. Sie freut sich über Kritik, Anregungen und Tipps bei Twitter oder per E-Mail.