Intro

von Madlen Haarbach

Veröffentlicht am 27.09.2021

wir blicken zurück auf einen ereignisreichen Tag und eine aufregende Nacht. Ereignisreich vor allem deswegen, weil vieles rund um die Wahl gestern nicht so funktionierte, wie gedacht: Auch in Neukölln standen viele Menschen in langen Schlangen an, um ihre Stimmen abgeben zu können. Ein Neuköllner berichtete gar, dass er deswegen seinen Job verloren habe. Auch in Neukölln sind sicherlich einige wieder umgedreht, weil sie keine Zeit oder Lust auf das Warten hatten. Welche Folgen die vielen Pannen rund um die Berliner Wahl haben könnten, beschreibt meine Kollegin Sonja Wurtscheid hier (Abo). Dennoch lag die Wahlbeteiligung in Neukölln am Ende bei 70,9 Prozent. Das liegt rund vier Prozentpunkte unter dem Berliner Durchschnitt (75,2 Prozent), aber ziemlich exakt auf dem gleichen Level wie 2017 (71 Prozent).

Und die Ergebnisse? Große Gewinner:innen in Neukölln sind die Sozialdemokrat:innen, die im Bezirk bei allen Wahlen stärkste Kraft wurden. Gewonnen haben aber auch die Grünen: Bei der Bundestagswahl lieferten sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD um die Zweitstimmen und verbesserten ihr Wahlergebnis bei den Erststimmen um knapp neun Prozentpunkte. Und auch der Blick auf die Ergebnisse der Abgeordnetenhauswahl zeigt: Die Zeiten, in denen Neukölln sich in einen roten Norden und schwarzen Süden aufspalten ließ, sind endgültig vorbei. Der ehemals schwarze Süden ist jetzt rot – und der ehemals rote Norden grün. Damit spiegelt Neukölln mal wieder den Berlin-Trend. So kommentiert auch Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt: „Berlin will keinen Wechsel – aber mehr Grün“ (Abo). Bemerkenswert auch: (Süd-)Neukölln steht zu seiner ehemaligen Bezirksbürgermeisterin (und wohl künftigen Berliner Bürgermeisterin). In der bisherigen CDU-Hochburg Rudow holte Franziska Giffey 40,8 Prozent der Stimmen für das Abgeordnetenhaus.

Große Verlierer:innen sind derweil die CDU und insbesondere die AfD. Letztere halbierte ihr Ergebnis im Vergleich zur letzten Wahl – was sicherlich unter anderem an der Performance der Partei in der Bezirksverordnetenversammlung, aber auch am Bundestrend liegen dürfte. In keinem einzigen Neuköllner Stimmbezirk war die AfD am Sonntag stärkste Kraft.

Bevor wir uns die Ergebnisse im Detail ansehen, hier noch ein paar allgemeine Lesetipps rund um die Wahl:

Madlen Haarbach ist Redakteurin im Berlin-Ressort beim Tagesspiegel. Sie freut sich über Kritik, Anregungen und Tipps bei Twitter oder per E-Mail.