Kiezkamera

Veröffentlicht am 08.07.2020 von David Joram

Eine Mail erreichte uns diese Woche, der Inhalt kein freundlich gesinnter: Der Markt am Maybachufer, der am Freitag erstmals in erweiterter Version (wegen Corona; Abstandsregeln, Sie wissen schon..) stattfand, habe laut einer Anwohnerin (Hobrechtstraße) keine gute Premiere gefeiert. Konkret lauten die Vorwürfe unter anderem:

  • Durchgehender Gewerbelärm ab den frühen Morgenstunden (Freitagmorgen), der selbst beim Abbau bis ca. 21 Uhr teilweise noch bei 70 Dezibel lag.
  • Die Essensgerüche standen am vergangenen Freitag ganztags in der Luft, so dass eine Belüftung der Wohnungen kaum möglich war und die Nutzung des Balkons zu unangenehm.
  • Sowohl auf Bürgersteigen als auch in den Hauseingängen waren Abfälle wie leere Getränkeflaschen abgestellt worden, die nicht einmal nach Marktschluss entfernt wurden.
  • Noch immer befinden sich Glasscherben auf dem Bürgersteig und auf den normalerweise als Parkplätzen genutzten Randfläche unserer Straße.
  • Tagsüber saßen Personen / Marktbesucher*innen in unserem Hauseingang, so dass bei Betreten und Verlassen des Hauses keine Distanz eingehalten werden konnte.

Marktbetreiber Nikolaus Fink ist teils anderer Auffassung. „Wir haben den ersten Tag als gelungen wahrgenommen, es gab im direkten Umfeld keine Zwischenfälle oder größeren Probleme“, sagte er auf Anfrage. Wäre der Markt nicht erweitert worden, würden rund 30 Händler vor der Pleite und deren Mitarbeiter auf der Straße stehen, so Fink. Die Abstandsregeln schreiben nun vor: Sechs Meter Marktstand, vier Meter Freifläche; fünf Meter Abstand zur gegenüberliegenden Seite.

„Flächenerweiterungen sind in ganz Berlin wegen Corona auf Wochenmärkten mittlerweile zum Standard geworden. Ob zum Beispiel auf dem Boxhagener Platz, dem Südsternmarkt, oder dem Markt am Winterfeldtplatz, der Infektionsschutz wird verbessert und Kunden und Passanten finden es auch viel besser so“, sagt Fink. Am Freitagmorgen sei allerdings tatsächlich Lärm entstanden – weil rund 15 Autos abgeschleppt werden mussten, die die Marktflächen blockiert hatten. Am zweiten Markttag, dienstags, seien es nur noch fünf gewesen. Beim nächsten Mal dann keines mehr? Wir hoffen, beten und bangen.

Und Corona? Läuft das mit den Regeln? „Ich könnte eine ganze Litanei an Maßnahmen aufzählen, die wir auf dem Markt seit März umgesetzt haben. Alleine acht Leute von uns sorgen jeden Markttag für die Kontrolle und Regeleinhaltung – unsere Konsequenz erzeugt aber auch Widerstand: uneinsichtige Menschen mit aggressivem Verhalten vor allem am Kottbusser Damm sind leider keine Seltenheit“, sagt Fink.

Bleibt die Frage nach dem Dreck – der muss ja weg! Fink: „Wir machen vor jeden Markt die Hobrechtstraße samt Gehwegen sauber. Morgens kommen hier schon mal 120l Müll zusammen – alles kein Marktmüll, trotzdem entsorgen wir das selbst.“ Und: „Ich würde sogar behaupten, die Hobrechtstraße ist nach dem Markt sauberer als vorher – genau wie auf dem Maybachufer.“ ABER: „Seit Corona ist das Müllaufkommen, meist Flaschen, Kaffeebecher und Pizzakartons, in Nordneukölln um ein Vielfaches  gestiegen – vermutlich durch mehr to go Verzehr.“

Fazit: Wer es noch genauer wissen will, möge bitte selbst vorbeischauen. Nächster Markttag: Freitag (11 – 18.30 Uhr). Dezibelmesser nicht vergessen. Foto: Nikolaus Fink

 

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