Kultur

"Im Zweifel" im Kunstverein Neukölln

Veröffentlicht am 26.09.2018 von Madlen Haarbach

Für die von Petra Lottje konzipierte Ausstellung „Im Zweifel“ im Kunstverein Neukölln haben sich die Zeichner*innen Matthias Beckmann und Petra Lottje mit dem Gerichtswesen im Allgemeinen und mit dem im Kern 1906 fertig gestellten Kriminalgericht Moabit im Speziellen auseinandergesetzt.

Das größte Strafgericht Europas ist allein schon als Gebäude beeindruckend. Die Gerichtsarchitektur ist vom Versuch geprägt, durch die äußere Form sowohl erhaben als auch einschüchternd zu wirken. Auf der Tagesordnung stehen hier neben spektakulären Fällen auch viele alltägliche Einzelfälle.Die Palette reicht von persönlichen, stillen Tragödien bis hin zu aufsehenerregenden Sensationen, die Voyeure anziehen.

Vor Ort haben sich die beiden Künstler*innen intensiv mit der Architektur (Beckmann) und der sozialen Interaktion der hier anzutreffenden Menschen (Lottje) auseinandergesetzt. Dabei ging es ihnen nicht um neutrale Architekturzeichnungen oder gar um die Ergebnisse von Gerichtszeichner*innen. Stattdessen war es das erklärte Ziel, der ganz speziellen Atmosphäre des Gerichtsortes persönlich nahezukommen – und die übergeordneten Mechanismen einzubeziehen. Obwohl sich Lottje und Beckmann beide der streng linearen Zeichnung bedienen, ist das Ergebnis ihrer Recherche unterschiedlich: Die Macht der Architektursprache kontrastiert mit der Flüchtigkeit und Austauschbarkeit der Menschen, die temporär, vergänglich erscheinen.

Die Ausstellung „Im Zweifel“ ist vom 29. September bis 11. November im Kunstverein Neukölln, Mainzer Straße 42, zu sehen. Die Vernissage findet am Freitag, 28. September, ab 19.30 Uhr statt. Infos