Namen & Neues

Fehlende Erzieher*innen: Neukölln hat ein Imageproblem

Veröffentlicht am 28.03.2018 von Madlen Haarbach

Bis 2021 werden voraussichtlich 2.822 Kitaplätze in Neukölln fehlen. Das erklärte Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) auf eine Große Anfrage von Tony Pohl (Linke) hin. Die meisten davon in der Köllnischen Heide, Rixdorf und der Gropiusstadt. Bereits 2017 hätten 788 Plätze gefehlt, 2018 seien es perspektivisch bereits 1.381. Lediglich in der Schillerpromenade sieht die Prognose positiv aus. Im Bezirk würden von 14.294 genehmigten Kita-Plätzen derzeit nur 12.810 angeboten, die Differenz von 1.484 übertrifft den tatsächlichen Bedarf. Das Problem sind also nicht prinzipiell die fehlenden Kapazitäten, sondern zu großem Teil die fehlenden Fachkräfte.

Neukölln sei als Arbeitsort für Erzieher und Erzieherinnen eben besonders unattraktiv, so Pohl. Diesen Zustand könne man nicht auf den Senat schieben: „Das ist ein Neuköllner Problem.“ Neukölln solle daher neue Wege prüfen, etwa eine finanzielle Förderung für den Quereinstieg aus anderen Berufen. „Ich soll mutig vorangehen? Ich bin mutig vorangegangen“, antwortete Liecke. Er habe eine Brennpunktzulage für Neukölln gefordert, sogar das nötige Geld hierfür in seinem Haushalt gefunden:  „Dafür wurde ich in diesem Haus und vom Finanzsenator rundgefeilt, ich sei dafür privat haftbar. So kann man Probleme nicht lösen. Sie haben Recht, Herr Pohl, wir haben ein echtes Imageproblem.“

Andere Lösungen könnten etwa eine Ausbildungsbeihilfe oder Unterstützung bei der Wohnungssuche sein – aber keine dieser Ideen könne Liecke aus dem Bezirkshaushalt alleine umsetzen. Er sei an das Tarifgesetz gebunden, das für Berlin eine deutlich niedrigere Bezahlung als etwa für Brandenburg vorsehe. Und wenn ein Erzieher die Wahl habe, würde er eher für mehr Geld nach Brandenburg pendeln als für weniger in einer Kita in einer Brennpunktgegend arbeiten. 73 Erzieher könnten sofort in Vollbeschäftigung in den Neuköllner Bezirkskitas eingestellt werden, rechnete Liecke vor – er habe jedoch keine Bewerber.

Wie Berliner Eltern um die wenigen verfügbaren Kitaplätze kämpfen, hat Kollegin Daniela Martens hier beispielhaft beschrieben.