Namen & Neues

Neuer Parkplatzstreifen in der Karl-Marx-Straße eröffnet

Veröffentlicht am 09.05.2018 von Madlen Haarbach

Während die Autofahrenden sich über viele neue (illegale) Parkplätze auf dem Radfahrstreifen freuen, zeigte Bezirksbürgermeister Martin Hikel sich Donnerstagabend in der Kindl-Brauerei stolz über die neu eröffnete Karl-Marx-Straße: Man habe hier nicht nur eine Straße eröffnet, sondern ein Stück Stadtentwicklung, erklärte er bei der Podiumsdiskussion „Status Wo? Radfahren auf Neuköllns Magistralen“, organisiert vom Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln. Hikel erklärte, dass er selbst sehr gerne und sehr viel Rennrad fahre, „aber auf der Hermannstraße würde auch ich mit Kindern nicht fahren.“ Auf die Frage, was sich denn an der Lage an der Hermannstraße und anderen Magistralen wie der Sonnenallee verbessern ließe, erklärte der Bezirksbürgermeister, dass ein radgerechter Umbau sehr langwierig und teuer sei – das beste Beispiel sei die Karl-Marx-Straße, wo die Bauarbeiten insgesamt etwa zehn Jahre in Anspruch nehmen werden.

Daher setze das Bezirksamt vor allem auf einen Umbau der Seitenstraßen, damit auch die große Mehrheit jener, die sich gerade auf den Magistralen nicht traue Rad zu fahren, zumindest hier die Wege nutzen könne. Einwurf aus dem Publikum: Es sei wenig zielführend, wenn man von einem Punkt in der Hermannstraße zu einem anderen Punkt in der Hermannstraße wolle, erst einen Schlenker über die Oderstraße zu machen. Und überhaupt: Mit der frisch eröffneten Karl-Marx-Straße ist niemand zufrieden, zuvor waren Poller für einen – zumindest teilweise – geschützten Radfahrstreifen geplant gewesen. Dieser scheiterte jedoch offenbar am Brandschutz.

Wie Hikel und Constanze Siedenburg, persönliche Referentin von Verkehrs-Staatssekretär Jens-Holger Kirchner, betonten, habe die Feuerwehr der geplanten baulichen Trennung widersprochen. Die Altbauten in der Karl-Marx-Straße verfügten meist über keinen zweiten Rettungsweg, daher müsse die Feuerwehr von der Straße aus direkt an die Häuser heranfahren können, um über die Fenster ins Haus zu kommen. Eine Trennung durch Poller erschwere dies. Doch es gibt noch Optionen: Eine Spur mit einzelnen Pollern (die Hikel offenbar aber „optisch nicht sehr schön“ findet) oder überfahrbare Poller. Oder, die elegantere Lösung: Ein so breiter Radstreifen, dass dieser gleichzeitig auch als Rettungsgasse herhalten kann. Denn im Gegensatz zu Autos können Fahrräder schnell den Weg freimachen.

Was bleibt von der Diskussion? Es wird wohl bald zumindest einige sicherere Kreuzungen mit besseren Sichtachsen geben, wahrscheinlich auch ein paar verbesserte Radwege auf Nebenstraßen. Auf eine deutlich verbesserte Radinfrastruktur müssen die Neuköllner*innen aber wohl noch ein paar Jahre warten, bislang ist ja nicht mal das Mobilitätsgesetz verabschiedet. Ein Video der Podiumsdiskussion sehen Sie hier. Wie andere Städte die Sache mit dem Radverkehr lösen, lesen Sie zum Beispiel hier: KopenhagenMadridLondon, Bogotá, um nur einige Städte mit innovativen (Rad)Infrastrukturideen zu nennen. Das verkehrspolitische Programm und Ideen für eine bessere Radinfrastruktur des ADFC lesen Sie hier.