Namen & Neues
Streit ums Weigandufer
Veröffentlicht am 02.10.2019 von Caspar Schwietering
Eine Liste mit 770 Unterschriften bringen die „Kiezmiezen“ am vergangenen Mittwoch in die BVV. „Grün statt Beton“ ist auf ihren Plakaten zu lesen. Die Anwohnerinitiative protestiert gegen „Rodungen am Weigandufer“. Dort wird zwischen Wildenbruchstraße und Weichselplatz die Uferpromenade umgestaltet. Dass dafür Sträucher entfernt werden, passt den Anwohnern nicht. Und auch sonst soll ihrer Meinung nach beinahe alles so bleiben wie es ist: Keine Fahrradständer statt Grünflächen und keine Betonklötze statt Holzbänken. (Alle Forderungen und Vorschläge finden Sie hier).
Bürgermeister Martin Hikel (SPD) lobt erst das Engagement der Bürger: Dank ihren Vorschlägen würden nun 300 Sträucher mehr gepflanzt als ursprünglich geplant, darüber sei er sehr froh. Das war es dann aber auch mit seinem Verständnis für den Bürgerprotest. Anwohner seien seit 2015 mit Ortsbegehungen und Info-Veranstaltungen immer wieder in die Planung einbezogen worden. „Was die Rodung betrifft, kommen wir nicht zusammen“, sagt er. „Da gibt es einen Zielkonflikt.“
Zur Qualität der Sträucher gibt es unterschiedliche Meinungen in der BVV. Für die Verordnete Marlis Fuhrmann (Linke) sind sie „Schattenspender für Anwohner und Lebensraum für Vögel“. Anders sieht es Christian Hoffmann (Grüne): „Was da an alten Sträuchern steht, ist als Vogel-Versteck nicht mehr geeignet, weil es zu lichte ist.“
In einem Antrag fordert Fuhrmann die Überarbeitung der Planung und einen Rodungsstopp im Sinne der Initiative. Dafür sprechen sich auch CDU, AfD und FDP aus. Die Parteien sind sich einig: Das Engagement der Bürger dürfe nicht ignoriert werden. Oder wie es der Verordnete Roland Leppeck (FDP) formuliert: „Das Ufer mag schmal sein, aber es ist breit genug für Kompromisse“
Zweieinhalb Stunden diskutieren die Verordneten heftig. Grüne und SPD werfen der Linken Populismus vor. „Sie setzten sich einfach nur auf jede erdenkliche Bürgerinitiative drauf“, sagt Marina Reichenbach (SPD). Der CDU-Verordnete Gerrit Kringel behauptet, der Bezirksbürgermeister Hikel wolle sich mit der Planung „ein Denkmal bauen, weil man es so plant, wie man will, und nicht, wie die Bürger wollen“. Am Ende stimmen SPD und Grünen gegen den Antrag. Die Baumaßnahmen gehen weiter wie geplant.
Der Bericht aus der Bezirksverordnetenversammlung stammt von meiner Kollegin Julia Weiss. Wer sich selbst ein Bild machen will, kann sich hier Visualisierungen des Umbaus am Kanal ansehen.