Namen & Neues

Kontroverse um Rodung am Weigandufer

Veröffentlicht am 23.10.2019 von Maria Kotsev

Kontroverse um Rodung am Weigandufer in Berlin-Neukölln. „Wer den Planeten retten will, fängt am Weigandufer an“ oder „Grün statt Beton“ ist seit einigen Tagen auf bunten Pappkartons am Weigandufer zu lesen. Anwohner*innen haben sie mit Wäscheklammern an einem Strauch in der Nähe des Ufers befestigt. Denn im Zuge der Umgestaltung der Fahrradstraße, die bereits im Februar dieses Jahres begonnen hat, hat das Bezirksamt am vergangenen Mittwoch Sträucher am Ufer des Landwehrkanals roden lassen. Das Ufer wird aus Sicherheitsgründen erneuert, da die Böschung dort marode war und eine potentielle Gefahr für Fußgänger*innen darstellte.

Geplant ist eine frisch asphaltierte, barrierefreie Trasse – für die die maroden Sträucher erst entfernt werden müssen. Doch Rodungen bringen die Menschen in Neukölln und Kreuzberg bekanntlich auf die Holzbarrikaden! Groß ist die Empörung darüber, dass „Grün rodet“. Auf Twitter bedauern manche Anwohner*innen bereits, bei der letzten Wahl die Grünen in Neukölln gewählt zu haben. Umweltaktivist*innen befürchten nämlich, dass der in den Sträuchern am Weigandufer heimische Haussperling so seines Zuhauses beraubt wird. Was in der Wut ganz untergeht: Dezernent für Grün & Straßen und damit zuständig ist für die Umgestaltung des Weigandufers ist Bezirksbürgermeister Martin Hikel – von der SPD.

Wichtig ist aber vor allem: Am Weigandufer bis hin zum Wildenbruchpark und um ihn herum sollen im Zuge der Arbeiten rund 300 heimische Pflanzen, Sträucher und Bäume neu gepflanzt werden. So soll ein neuer Park am Ufer entstehen. Wann damit begonnen werden kann, hängt ab vom Fortschritt der Bauarbeiten (in Berlin weiß man nie!) und dem Wetter (da weiß man sowieso nie!). Geplant ist die Bepflanzung jedoch im nächsten Frühjahr.

Und was macht der Haussperling in der Zwischenzeit? Der könne auf die Sträucher im Wildenbruchpark ausweichen. So hat es zumindest das Naturschutzamt des Bezirks attestiert. Umweltschützer*innen bezweifeln, dass das funktioniert und sehen in der Rodung Lebensgefahr für die Vögel. Christian Berg, Sprecher des Bezirksbürgermeisters, gibt an der Stelle zu: „Bei so konträren Positionen kann man keinen Kompromiss schließen.“ Er beteuert aber, dass der Bezirk den Tierschutz ernst nimmt. Nach umfassender Prüfung habe man keine Sorge, dass die Vögel, deren Nistzeit im Oktober bereits abgeschlossen ist, keinen Schutz finden würden.  – Text: Maria Kotsev
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Diesen Text haben wir als Leseprobe dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Neukölln entnommen. Den – kompletten – Neukölln-Newsletter gibt es wöchentlich ganz unkompliziert und kostenlos hier leute.tagesspiegel.de.
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