Namen & Neues
Satirische Protestaktion gegen Bebauung der Braunschweiger Straße 21
Veröffentlicht am 19.08.2020 von Masha Slawinski
Mit einem goldfarben bemaltem Betonklumpen im Gepäck, versammelte sich vergangene Woche sechs Menschen vor den Geschäftsräumen des Immobilienunternehmens Cresco Real Estate (Cresco) in Neukölln. Sie gehören zu einer Anwohner*inneninitiative, der „DaWoEdekaMaWa-Gruppe“ (DaWoEdekaMaWa). Anfang Juni beantragte Cresco die Bebauung der Braunschweiger Straße 21, nachdem das Unternehmen sie Anfang des Jahres von der Sinus AG erworben hatte. Der Antrag wird derzeit beim Stadtentwicklungsamt geprüft.
Cresco baut Mikro-Apartments für Studierende. In Neukölln ist laut ihrer Website ein siebengeschossiges Gebäude mit 280 Student*innenwohnungen geplant. Zwei von Cresco gebaute Gebäudekomplexe, die Studierende beherbergen, gibt es bereits in Berlin. Die sogenannten „Neon Wood Gebäude“ in Friedrichshain und Wedding wurden an die Global Student Accomodation Group (GSA) verkauft. Ein Anruf bei Neon Wood ergab, dass das momentan preiswerteste, ab Oktober freiwerdende Apartment am Frankfurter Tor, monatlich 630 Euro kostet, bei einer Fläche von 18 Quadratmetern.
Die Initiative spricht sich gegen eine Bebauung durch Cresco aus. Sie fordert, dass der Bezirk die Brache kauft und das Grundstück im Anschluss entweder mit preiswerten Wohnungen bebaut oder die Bewohner*innen des Kiezes die Fläche nutzen können, um nachbarschaftliche Projekte zu verwirklichen. „Wir wollen, dass die Nachbarschaft von den Anwohner*innen gestaltet wird und die Mieten bezahlbar werden. Der Bezirk muss den aktuellen Bauantrag stoppen und die Stadt und der Bund müssen aufhören Politik für Konzerne zu machen“, sagt Michael Breuner, Anwohner und einer der Initiatoren der Protestaktion.
„Die Bezirke bauen keine Wohnungen. Dafür haben wir in Berlin Städtische Wohnungsbaugesellschaften. Einen Ankauf des Grundstücks durch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft oder einen anderen Gemeinwohlakteur würde ich sehr begrüßen. Dafür bräuchte es aber die Bereitschaft des jetzigen Eigentümers – für realistisch halte ich das deshalb nicht. Zumal das Grundstück ein Paradebeispiel für Bodenspekulation mit all ihren Schattenseiten ist“, sagt Bezirksstadtrat Jochen Biedermann (Grüne).
Ihren Standpunkt untermalte die Initiative satirisch mit der versuchten Übergabe des Betongoldklumpens an Cresco. Die Aktion hielten sie in einem Video fest. Die Aktivist*innen hielten eine Ansprache, beglückwünschten das Immobilienunternehmen zu „Maximalem Profit“ und ließen Konfetti regnen. „Zuerst dachten sie wohl, sie würden wirklich einen Preis verliehen bekommen. Doch dann wurde schnell klar, dass wir eine ironische Botschaft haben: das Unternehmen Cresco spekuliert mit dem Wohnraum der Menschen und erzeugt Verdrängung, weil sich kein Mensch hier in der Nachbarschaft solche Quadratmeterpreise leisten kann“, sagt Breuner. Den Betongoldklumpen nahm das Unternehmen nicht an, die Initiative legte ihn deswegen im Anschluss vor die Eingangstür. Die Anfrage bei Cresco zu einem Statement zu der Protestaktion und den Kritikpunkten der Anwohnenden blieb bis zum Erscheinungszeitpunkt des Newsletters unbeantwortet.