Namen & Neues
Abrissarbeiten auf dem ehemaligen "Blub"-Gelände bald beendet - Baustart für 2021 geplant
Veröffentlicht am 28.10.2020 von Madlen Haarbach
Das ehemalige Spaßbad „Blub“ ist bald Geschichte: Die Abrissarbeiten der abgebrannten Ruine sind in vollem Gange (siehe auch Kiezkamera). Anschließend sollen die Bauarbeiten für 638 Wohnungen beginnen. Nach mehrjähriger Verzögerung hatte das Bezirksamt im Juni den Bauantrag für die Wohnungen bewilligt, die ursprünglich bereits 2020 fertiggestellt werden sollten. Ein konkreter Bauzeitplan liege bislang nicht vor, er gehe aber davon aus, dass es jetzt „zügig vorangeht“, sagte Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) auf Anfrage. Geplant sind mehrere vier- bis fünfgeschossige Wohnblöcke, einige Stadtvillen, eine Tiefgarage und eine Kita. Die Pläne für das als „Greenpark“ betitelte Neubauprojekt sind online aktuell allerdings nicht mehr abrufbar.
Also kurz nachgefragt bei Investor Rainer Höcherl. Bislang liefen die Abrissarbeiten nach Plan, erzählt er am Telefon. Zwar habe die Corona-Pandemie auch erhebliche Auswirkungen auf die Baubranche, aber er hoffe, dass die Arbeiten gegen Weihnachten abgeschlossen sind. Gleichzeitig lobt er explizit das Bezirksamt für die schnelle Bearbeitung des Bauantrages: „Bei allem, was immer über die chaotischen Berliner Behörden zu hören ist – das wäre in München so schnell nicht möglich gewesen“, sagt er, der es mit Stammsitz München wissen muss. Anfang des kommenden Jahres sollen der Bauauftrag dann ausgeschrieben werden und wenn alles klappt noch im selben Jahr die Bauarbeiten starten. Er halte es für realistisch, dass zumindest ein Großteil der Wohnungen bis Ende 2022 fertiggestellt werde, sagte Höcherl.
Allerdings könnte er selbst dafür sorgen, dass die Bauarbeiten sich weiter verzögern: Wie Höcherl erklärt, will er nämlich noch einmal umplanen – und zwar von konventioneller Bauweise (das heißt, mit Beton) auf einen möglichst hohen Anteil Holzbauweise. Das sei nachhaltiger und garantiere eine höhere Qualität, weil Facharbeiter*innen in Fertigungshallen und nicht Hilfsarbeiter*innen auf der Baustelle die Arbeiten ausrichten, sagt er. Und erklärt: „Ich werde jetzt noch zum Klimaaktivisten im hohen Alter.“ Höcherl ist mittlerweile 79 und seit rund 50 Jahren in der Baubranche tätig. Aktuell lasse er von einem Berliner Sachverständigen prüfen, inwiefern sich die Planungen in Holzbauweise umändern ließen, sagt er. Auf die Frage, warum er die Pläne so spät noch ändern wolle, erklärt er nur, dass er selbst erst spät von der neuen Technik überzeugt wurde, sich mittlerweile aber intensiv eingearbeitet habe. „In 20 Jahren wird fast nur noch mit Holz gebaut“, ist er sicher.
Am 17. Oktober 2019 hatten die Bezirksverordneten einen neuen Bebauungsplan für das Gelände beschlossen und damit den Weg für das Neubauprojekt frei gemacht. Das rund 3,5 Hektar große Gelände an der Buschkrugallee hatte bereits 2012 die Münchner Höcherl-Group erworben. Nach der Wahl 2016 übernahm Biedermann das Amt als Baustadtrat von seinem Vorgänger Thomas Blesing (SPD) – und rollte das Verfahren mit dem Investor neu auf. Der Grund: Der 2015 zwischen Investor und Bezirksamt geschlossene Vertrag sah keine mietpreisgebundenen Wohnungen vor. Das widersprach allerdings dem seit 2014 geltenden Berliner Modell für kooperative Baulandentwicklung, das einen Anteil von 30 Prozent mietpreisgebundener Wohnungen bei Neubauprojekten vorsieht. Biedermanns Druckmittel: Der noch nicht beschlossene Bebauungsplan für die zunächst 450 geplanten Wohnungen, die mittlerweile auf 638 – verteilt auf die gleiche Fläche – aufgestockt wurden. Erst Anfang 2018 einigten sich Bezirk und Investor schließlich auf einen Anteil von 18 Prozent, bis dahin stockte das Projekt.
Das Berliner Luft- und Badeparadies (kurz „Blub“) war 1985 als einziges seiner Art in Berlin errichtet worden – und musste dann 2002 nach einer Rattenplage geschlossen werden. 2005 kam dann, nach einer Insolvenz, das endgültige Aus. Bis 2012 betrieb der Eigentümer die Saunaanlage weiter, Pläne für ein Ferienressort scheiterten. Stattdessen wurde das Gelände an die Höcherl-Group verkauft. Nach mehreren Bränden, darunter einem Großbrand 2016, vergammelte die verkohlte Ruine in den vergangenen Jahren nur noch vor sich hin. Zuvor galt das ehemalige Spaßbad als Hotspot von Fotograf*innen, Tourist*innen und anderen Menschen, die sich für verlassene Ruinen, sogenannte „Lost Places“ interessieren. In den vergangenen Jahren kam es jedoch vermehrt zu Straftaten auf dem Gelände, die ehemaligen Gebäude galten als stark einsturzgefährdet.
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