Namen & Neues
So viele Autos brannten vergangenes Jahr in Neukölln
Veröffentlicht am 03.02.2021 von Madlen Haarbach
Insgesamt 73 Mal wurden im vergangenen Jahr Autos in Neukölln angezündet. Das teilte Polizeisprecherin Anja Dierschke auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Die Polizei geht bei insgesamt sieben der 73 Brandstiftungen von einer politischen Motivation aus: Brandstiftungen am 10. Mai 2020 in der Laubestraße und am 19. Juni in der Sonnenallee (damals brannte ein Lieferfahrzeug vor der Konditorei Damaskus) rechnet der Staatsschutz Rechtsextremen zu. In vier weiteren Fällen gehen die Beamt:innen von einer linksextremen Motivation aus: Bei einer Brandstiftung am 25. Juni in der Nobelstraße, am 14. Juli in der Bouchéstraße, am 21. Juli in der Warthestraße und am 6. Oktober in der Teupitzer Straße.
Außerdem geht das Landeskriminalamt bei einer Brandstiftung am 12. Juli in der Pflügerstraße von einer politischen Motivation durch eine sogenannte „ausländische Ideologie“ aus – das heißt, es lagen offenbar Anhaltspunkte für eine – aus Sicht des LKAs – aus einem anderen Land stammende nichtreligiöse Ideologie vor. Das sagt allerdings nichts über die Staatsangehörigkeit der Täterin oder des Täters aus. Keine der sieben politisch motivierten Brandstiftungen wurde laut Dierschke bislang aufgeklärt.
Bei den übrigen 66 Brandstiftungen liegen zumindest keine Anhaltspunkte für eine politische Motivation vor. Autos werden Anja Dierschke zufolge häufig etwa aus bloßem Vandalismus, aus Langeweile, als Beziehungstat oder in Zusammenhang mit einem Versicherungsbetrug angezündet. Ein politisches Motiv nachzuweisen ist häufig schwierig – insbesondere, wenn es keine Bekennerschreiben gibt. Letztere sind vor allem für Taten aus dem linksautonomen/-extremen Umfeld typisch, bei rechtsextremen Täter:innen fehlen sie allerdings häufig (tagesspiegel.de).
Betrachtet man die Auflistung der Brandstiftungen, fallen mehrere Hochphasen auf: So wurden am 5. März in der Laube- und später am 17. März in der direkt angrenzenden Elbestraße jeweils mehrere Brände gelegt. Zwischen dem 25. und 28. Juni wurden insgesamt acht Brände in der Donau-, Schönstedt- und Nansenstraße gelegt. Am 5. Dezember brannte es in einer Nacht insgesamt sechs Mal in der Kleinen Inn- und der Böhmischen Straße. Auffällig ist auch: 47 Brände – und damit mehr als zwei Drittel – wurden in Nord-Neukölln gelegt, in der Gropiusstadt hingegen nur zwei.
Laut Polizeisprecherin Anja Dierschke wurden bislang fünf Tatverdächtige identifiziert, die bis zu acht Brände gelegt haben sollen. Einige Tatverdächtige sollen dabei mehrere Brände gemeinschaftlich gelegt haben – was wiederum zu den oben erwähnten Häufungen passt. Es gab demnach mehrere Festnahmen, eine Person wurde auch per Haftbefehl inhaftiert.