Namen & Neues

Neukölln ist weiter einer der Spitzenreiter bei rassistischen und queerfeindlichen Angriffen

Veröffentlicht am 10.03.2021 von Madlen Haarbach

24. August 2020: Gegen 14.30 Uhr beleidigt ein 57-jähriger Mann spielende Kinder in der Neckarstraße von seinem Balkon aus rassistisch. Er wirft Gegenstände nach ihnen, fuchtelt mit einem waffenähnlichen Gegenstand herum und rennt den Kindern später schreiend hinterher.

28. August 2020: Acht Personen zwischen 15 und 71 Jahren werden von einer 45-jährigen Frau Am Grünen Weg in Britz antimuslimisch beleidigt und mit Pfefferspray im Gesicht attackiert.

19. Oktober 2020: Zwei Männer, ein 74-Jähriger und ein 86-Jähriger, werden in der Zadekstraße antiziganistisch beleidigt, mit Fäusten geschlagen und verletzt. Als der 86-Jährige stürzt, versucht der Angreifer, ein 52-jähriger Mann, ihn mit seinem Rollator zu schlagen.

Das sind drei von insgesamt 34 rassistischen, rechten, antisemitischen oder queerfeindlichen Angriffen, die die Opferberatungsstelle ReachOut im vergangenen Jahr in Neukölln registriert hat. Nach Mitte (60 Angriffe) ist Neukölln damit der Bezirk mit den zweitmeisten Vorfällen. Allerdings ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen: 2019 registrierte Reachout noch 54 gewalttätige Übergriffe. Über die Dunkelziffer sagt das allerdings nichts aus. Als häufigste Motive verzeichnet die Beratungsstelle Übergriffe aus rassistischen Motiven oder gegen die sexuelle Selbstbestimmung, also LGBTQ-Feindlichkeit. In beiden Fällen wurden jeweils 15 Angriffe gemeldet. Drei Angriffe richteten sich gegen „politische Gegner:innen“, wozu auch Journalist:innen zählen, ein Angriff gegen eine oder mehrere wohnungslose Menschen. Die meisten Angriffe werden laut ReachOut weiterhin in der Öffentlichkeit verübt, also auf Straßen und Plätzen. Ein weiterer Schwerpunkt sind Bus- und Bahnhaltestellen.