Namen & Neues

Ausblick auf die BVV: FDP will Umbenennung der Wissmann- in Lucy-Lameck-Straße noch stoppen

Veröffentlicht am 24.03.2021 von Madlen Haarbach

Am 23. April soll die Wissmannstraße wie berichtet in Lucy-Lameck-Straße umbenannt werden. Der bisherige Namensgeber, Hermann von Wissmann, war Reichskommissar und Gouverneur von damals Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi und Ruanda). „Er trug mit militärischen Expeditionen maßgeblich zur gewaltsamen Kolonialisierung bei“, steht in einer Erklärung des Bezirksamts zur Umbenennung. Die FDP will diese mit einer Entschließung in der BVV am heutigen Mittwoch offenbar noch verhindern: Formell bekennt sich die von der Partei eingebrachte Entschließung anlässlich des Welttags der Menschenrechte am heutigen 24. März „zum globalen Schutz der Menschenrechte und zur Wahrheit über jedwede Menschenrechtsverletzung“.

Gleichzeitig teilt Antragssteller Roland Leppeck auch in Richtung der übrigen Bezirksverordneten aus: „In diesem Zusammenhang bedauert die BVV Neukölln ihre und die Entscheidung des Bezirksamtes Neukölln, die bisherige Wissmannstraße ohne gründliche historische und politische Prüfung nach Lucy Lameck zu benennen“, heißt es im Antrag. Die Begründung: Lamecks Wirken als Ministerin im tansanischen Einparteiensystem werfe „eine Reihe von Fragen bezüglich der Wahrung von Menschenrechten auf“.

In einem weiteren Antrag fordert die FDP daher schon einmal die „Geschichtliche Aufarbeitung Lucy-Lameck-Straße“ – also in einem wohl einmaligen Vorgang die Hinterfragung einer Namensgeberin, bevor die Straße überhaupt nach ihr benannt wurde. Eine Umbenennung der Wissmannstraße allgemein befürwortet die FDP allerdings. Auch die CDU behauptet in einem Facebookpost, Lucy Lameck sei als Teil der sozialistischen Regierung für Menschenrechtsverletzungen mitverantwortlich gewesen.

Im Gegensatz zur FDP positionierte sich die CDU allerdings im Laufe des Prozesses stets generell gegen eine Umbenennung und verwies dabei eher auf eine vermeintlich mangelhafte Bürger:innenbeteiligung, weniger auf die neue Namensgeberin. Im Umbenennungsprozess hat eine Jury aus 400 eingegangenen Vorschlägen von Neuköllner Anwohner:innen und Initiativen drei Namen ausgewählt. Die BVV traf dann im November die Entscheidung für Lucy Lameck.

  • Die BVV findet am heutigen Mittwoch erneut digital statt, auch ein Youtube-Livestream ist erneut geplant. Thematisch soll es außerdem unter anderem um die Verkehrsbelastung rund um die Karlsgartenstraße, die Rekommunalisierung der Schulreinigung, den SV Tasmania und eine mögliche rad- und fußverkehrsfreundliche Umgestaltung der Oderstraße gehen. Alle weiteren Tagesordnungspunkte finden Sie hier.

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