Namen & Neues

In Neukölln gibt es keinen ausgewiesenen Inklusionsspielplatz

Veröffentlicht am 14.04.2021 von Madlen Haarbach

Auf Spielplätzen können Kinder altersgerecht die Welt entdecken: Klettern, Wippen, Spielen oder Balancieren. Gleichzeitig sind gerade ältere Spielplätze aber häufig so gestaltet, dass sie Kinder mit körperlichen und/oder geistigen Einschränkungen ausschließen – also gerade jene, die in ihrer Freiheit eh schon eingeschränkt sind. Sei es, dass alle Spielgeräte nur durch einen Sandkasten erreichbar sind, der rollstuhlfahrende Kinder faktisch ausschließt – oder Schaukeln so angebracht sind, dass Kinder mit Sehbeeinträchtigungen sie nicht wahrnehmen können. Damit alle Kinder, egal ob mit oder ohne Einschränkungen, gemeinsam spielen können, werden Spielplätze heute in der Regel möglichst barrierearm gebaut.

Aber wie sieht es da eigentlich bei den Neuköllner Spielplätzen aus? Die Grünen-Abgeordnete June Tomiak bat kürzlich in einer Anfrage an den Berliner Senat um Daten für inklusive Spielplätze in allen Bezirken. In der Antwort von Staatssekretär Stefan Tidow heißt es mit Verweis auf das Bezirksamt: „Durch die Individualität jeder Behinderungsform ist eine vollständig inklusive Gestaltung eines Spielplatzes nicht möglich. Der Bezirk Neukölln von Berlin betreibt im öffentlichen Bereich keine ausgewiesenen Inklusionsspielplätze.“ Das heißt wohl übersetzt: Da ein wirklich inklusiver Spielplatz zu kompliziert ist, versuchen wir es gar nicht erst.

Allerdings würden Maßnahmen wie barrierefreie Zugänge und ein befahrbarer Fallschutz beim Bau öffentlicher Spielplätze eingeplant und auch entsprechende Spielgeräte ausgewählt, heißt es weiter. Als spezielle Angebote für rollstuhlfahrende Kinder zählt die Antwort eine befahrbare Spielwelt auf dem Ritterburgspielplatz in Rudow und eine spezielle Rutsche für Rollstuhlfahrende im angrenzenden Nordpark auf. Außerdem seien bei allen insgesamt 139 Spielplätzen im Bezirk die Eingangstore „größzügig dimensioniert“ und die Wege barrierefrei oder -arm gestaltet.

Dass Barrierefreiheit und Inklusion über eine breites Eingangstor hinausgehen können, zeigt sich etwa am Spielplatz in der Dusekestraße in Pankow: Dort wurde im Sommer 2020 nach einer Initiative von Anwohner:innen der wohl größte offiziell inklusive Spielplatz Berlins eröffnet. Eindrücke des Spielplatzes finden Sie hier.

Einen Überblick, wie barrierefrei – oder eben nicht – der Bezirk generell ist bietet, zumindest für Rollstuhlfahrende, die interaktive Karte Wheelmap.org. Beim Blick darauf zeigt sich: Da ist noch viel Luft nach oben.