Namen & Neues
Was der Vonovia-Deutsche-Wohnen-Deal für Neukölln bedeutet
Veröffentlicht am 02.06.2021 von Madlen Haarbach
Aus zwei Wohnungsriesen mach einen: Wie vergangene Woche bekannt wurde, will das Wohnungsunternehmen Vonovia den Konzern Deutsche Wohnen übernehmen und dadurch zur größten Wohnungseigentümerin in Berlin werden. Teil des geplanten Deals ist der Verkauf von 20.000 Wohnungen in den Randbezirken an landeseigene Wohnungsunternehmen und gewisse Zusagen, dass die Mieten nur geringfügig erhöht werden (tagesspiegel.de). Vonovia-Mieter:innen und unter anderem die Koalititionspartner der SPD im Senat, Grüne und Linke, kritisierten den Deal. Und was bedeutet der eigentlich für Neukölln?
Klar ist bislang, das mit 2500 Wohnungen in Neukölln eines der größten Wohnungspakete an die Landeseigenen gehen soll. Dabei geht es insbesondere um die Wohnungen in der High-Deck-Siedlung. Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) begrüßte bereits vergangene Woche die geplante Fusion, „wenn sie den Mieterinnen und Mietern in Neukölln zu Gute kommt.“ Durch die zusätzlichen Wohnungen in landeseigener Hand erhalte Berlin mehr Macht über den Mietenspiegel.
Weiter teilte Hikel mit: „Klar ist auch: Aktienkonzerne machen keine Geschenke und handeln nicht aus Wohltätigkeit heraus. Ich unterstütze den Regierenden Bürgermeister und den Finanzsenator bei ihrer Entscheidung zu mehr Kooperation. Ich verbinde damit aber die Erwartung, dass dadurch für Neuköllner Mieterinnen und Mieter mehr Sicherheit geschaffen wird – etwa in der High-Deck-Siedlung, in der Gropiusstadt, in Britz.“ Der Kauf von 20.000 Wohnungen sei eine „einmalige Chance, Fehlentscheidungen der letzten Jahre zumindest teilweise im Sinne der Mieterinnen und Mieter zu revidieren.“
Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) äußerte sich kritisch zu dem Deal. Auf Twitter schrieb er, dass die High-Deck-Siedlung als sozialer Wohnungsbau errichtet worden sei. 2006 seien dann 1900 Wohnungen vom Senat an das Unternehmen Capricornus verkauft worden – „Heuschrecken wie sie im Buche stehen“, urteilt Biedermann. Das sei die „finsterste Zeit für die Siedlung“ gewesen. Anschließend sei die Siedlung an die Buwog und dann vor einem Jahr an Vonovia verkauft worden. Die Rekommunalisierung „dürfte mal wieder ein Vielfaches dessen kosten, was Berlin seinerzeit (mit dem Verkauf der Wohnungen, Anm. d. Red.) erlöst hat. „Das muss uns eine Mahnung sein, nie wieder dürfen öffentliche Wohnungen privatisiert werden dürfen. Dieses Verbot muss endlich in die Landesverfassung!“, fordert Biedermann.
- Übrigens: Über einen anderen Wohnungsdeal schreibt meine Kollegin Helena Wittlich. Sie hat zu dem Verkauf des Wohnungsportfolios von Harry Gerlach an den bekannten Investor Jakob Mähren recherchiert. Zu dem Paket gehören auch die bunten Häuser in der Hermann- und Flughafenstraße. Die Recherche lesen Sie hier – hinter der Paywall, weil guter Journalismus auf Finanzierung angewiesen ist.