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BVV lehnt überarbeitetes Friedhofskonzept ab – Nabu kritisiert geplante Bebauung ungenutzter Friedhofsflächen
Veröffentlicht am 30.06.2021 von Madlen Haarbach
In punkto Friedhöfe hat sich im Bezirk eine etwas ungewöhnliche Kooperation entwickelt: Eine von der CDU eingebrachte Überarbeitung des Integrierten Friedhofsentwicklungskonzepts (IFEK) für die Friedhöfe in der Hermannstraße stößt auf Unterstützung des Naturschutzbundes (Nabu). Der Antrag sah unter anderem eine deutlich reduzierte Bebauung der nicht mehr genutzten Friedhofsflächen im Vergleich zum ursprünglichen Konzept aus dem Jahr 2016 vor. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) lehnte den Antrag mehrheitlich ab.
Der Nabu kritisierte die Ablehnung scharf. „Der Beschluss ist ein herber Rückschlag für den Schutz der Berliner Stadtnatur“, wird Ansgar Poloczek, Artenschutzreferent des Nabu Berlin, in einer Presseerklärung zitiert. Und weiter: „Die BVV Neukölln hat offenbar noch immer nicht begriffen, wie wichtig die Friedhöfe für Mensch und Natur sind. Gerade in Zeiten des Klimawandels brauchen wir dringend mehr und naturnähere Grünflächen, nicht mehr Versiegelung!“ Der Nabu setzt sich seit langem für den Erhalt nicht mehr genutzter Friedhofsflächen ein. Diese seien relativ ruhig und störungsfrei, vor allem im Vergleich zu den übrigen städtischen Grünanlagen – und böten daher besonders vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Eine Bebauung, wie sie das IFEK vorsieht, lehnt der Nabu grundsätzlich ab. Die Berliner Naturschutzverbände haben kürzlich ein gemeinsames Positionspapier zur Nachnutzung der Friedhofsflächen erstellt, das Sie hier finden.
Auf Teilen der ursprünglichen Friedhofsflächen sollen künftig unter anderem Wohnungen und eine Schule entstehen. Einige ehemalige Flächen wurden und werden bereits bebaut, etwa mit dem Verwaltungsneubau des Friedhofsverbandes auf dem St. Thomas-Friedhof und dem gemeinnützigen Kulturzentrum der Spore-Initiative der Schöpflin-Stiftung. Die übrigen ehemaligen Friedhofsflächen sollen langfristig als Grünflächen gesichert werden. Am Ende stellt sich also die Frage der Prioritäten: Jener des dringend benötigten Wohnungsbaus und der sozialen Infrastruktur oder jener des Erhalts von Grünflächen.