Namen & Neues
Bezirksamt und Initiativen vereinbaren Übergangslösung für Nachbarschaftshaus in der Karlsgartenstraße
Veröffentlicht am 22.12.2021 von Madlen Haarbach
Wie geht es weiter mit dem Nachbarschaftshaus in der Karlsgartenstraße 6? Vergangene Woche fand wie berichtet erstmals ein Gespräch des Bezirksamtes mit Vertreter:innen einiger Initiativen aus dem Haus statt. Dabei habe man sich auf eine Übergangslösung geeinigt, sagte Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD).
So soll, nach der Übergabe des Hauses durch den bisherigen Träger, den Verein Vielfalt, zum Jahresende bis Mitte 2022 eine der Initiativen als Träger fungieren. Gemeinsam mit den ansässigen Vereinen, Initiativen und der Volkshochschule, die einen Teil der Räume künftig nutzen will, solle dann in diesem halben Jahr besprochen werden, wie das Haus künftig genutzt wird, sagte Korte. Aus Sicht des Bezirksamtes sollen Volkshochschule und Initiativen die Räume künftig gemeinsam nutzen.
Korte sieht diverse Überschneidungspunkte, und auch Volkshochschuldirektor Uwe Krzewina sagt: „Die Volkshochschule und die im Nachbarschaftshaus tätigen Vereine und Initiativen haben das gleiche Ziel: Die Verbesserung der Lebensqualität im Schillerkiez, die Schaffung von Teilhabemöglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner, die Verringerung von Bildungsbenachteiligungen und die Ermöglichung von Begegnungen und Austausch. Daher gilt es zu erarbeiten, wie diese Ziele gemeinsam verfolgt werden können.“ Für Initiativen, die künftig keinen Platz mehr im Gebäude fänden, will das Bezirksamt laut Korte seine Unterstützung bei der Raumsuche anbieten – was darauf hindeutet, dass künftig nicht für alle Initiativen Platz sein wird.
Initiativen und die angrenzende Nachbarschaft zeigen sich allerdings nicht ganz so glücklich mit der Übergangslösung, wie das Bezirksamt vermuten lässt. Laut mehrerer Angaben müssen die 25 Initiativen zunächst am heutigen Mittwoch ihre Schlüssel für das Haus abgeben und haben damit erstmal keine Räume mehr. Wann sie in diese zurückkehren können, sei ihnen bislang nicht klar. Stellvertretend schreibt uns Nachbarin Anne Matthies: „Die Begründungen des Bezirksamt, warum die VHS das Haus übernehmen solle, sind Augenwischerei. Wer sich dem Kiez öffnen will, zerschlägt im Kiez keine sozialen Projekte. Wer Teilhabemöglichkeiten schaffen will, wirft Ehrenamtliche nicht aus ihren Räumen, schon gar nicht ohne öffentliche Diskussion.“
Aus Sicht der Initiativen sei das Gespräch nicht der angekündigte „Runde Tisch“ gewesen, zumal dieses nicht öffentlich stattgefunden habe. „Dass der Leiter der VHS in der Pressemitteilung die Ziele des Nachbarschaftshauses zu seinen eigenen erklärt und dabei die Akteur:innen verdrängt, ist perfide. Wenn ihm an diesen Zielen läge, würde er das Haus ja erhalten wollen“, schreibt Matthies. Und weiter: „Ich bin Anwohnerin, beobachte die Entwicklung meiner Straße seit Jahren und bin fassungslos über das Vorgehen des Bezirksamts. Vokshochschule ist gut und wichtig – und bringt dem Bezirk eine Menge Geld. Aber Räume für VHS-Kurse kann das Bezirksamt überall anmieten. Das wäre wahrscheinlich sogar billiger, als für 25 Initiativen neue Räume zu suchen oder nachbarschaftliche Strukturen und soziale Projekte von vorne neu aufzubauen. Das Nachbarschaftshaus ist gut für meinen Kiez. Die VHS hat sich auf völlig intransparente Art und Weise das Haus gekrallt – das ist nicht gut für meinen Kiez. Das ist kein Miteinander, das ist demokratieschädigend.“