Kiezgespräch
Veröffentlicht am 14.08.2019 von Madlen Haarbach
Viel wurde spekuliert in den letzten Jahren über das „Geisterhaus“ am Hermannplatz, genauer die Hasenheide 119. Laut Leerstandsmelder steht das Haus mindestens seit 2012 leer, vermutlich länger. Für das Stadtmagazin tip hat mein Kollege Karl Grünberg Anfang 2016 recherchiert, wer hier ursprünglich lebte – und warum das Haus, im Blickfeld aller, über so viele Jahre vor sich hinrottete. Das Haus gehörte demnach mindestens seit 1930 der Familie Barta, einer alteingesessenen Neuköllner Familie. Eine Apotheke gab es hier, eine riesige Frauenarztpraxis, und Mietwohnungen zu günstigen Preisen. Letzter Eigentümer war der Rechtsanwalt Daniel Barta, gemeinsam mit seiner Mutter. Als Barta 2014 verstarb, blieb seine hochbetagte Mutter mit dem Haus zurück – und war damit vermutlich überfordert.
2017 hieß es dann, dass ein Büroturm an der Stelle entstehen solle, mit 3.000 Quadratmetern Gewerbefläche. 2018 sollte der Umbau fertig sein. Doch auch daraus wurde nichts. Wie berichtet, gab es Kommunikationsprobleme – zwischen dem neuen Mit-Eigentümer und Architekten Cihan Arin und dem Bezirksamt, zwischen Arin und der Firma Ziegert Immobilien, die für den Vertrieb verantwortlich war (NL. vom 21. Februar 2018). Ziegert stellte die Vermarktung der Immobilie im Januar 2018 ein, die Webseite hasenheide119.de ist bis heute nicht erreichbar.
Stattdessen vermarktet die Hiva Hochbau GmbH das Objekt nun als „Boardinghaus“, in dem 125 schlüsselfertige Appartments entstehen sollen. Fertigstellung: 2019. Wer heute an dem Haus vorbei läuft, sieht bereits: Hier tut sich was. Richtung Hermannplatz ist das Gerüst bereits verschwunden, die Fassade erstrahlt in neuem Weiß (Karl Grünberg bei Twitter). Neue Wohnungen klingt ja erstmal gut. Zu sozialverträglichen Preisen werden die allerdings eher nicht vermietet – einen festgelegten Anteil günstiger Mietwohnungen gibt es bei dem Projekt nicht, bestätigt Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) auf Anfrage. – Text: Madlen Haarbach
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Diesen Text haben wir als Leseprobe dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Neukölln entnommen. Den – kompletten – Neukölln-Newsletter gibt es unkompliziert hier leute.tagesspiegel.de