Kiezgespräch
Veröffentlicht am 04.12.2019 von Madlen Haarbach
In den vergangenen Jahren häuften sich diskriminierende Angriffe im Norden des Bezirks. Vergangenen Donnerstag starteten verschiedene Akteur*innen wie die Neuköllner Begegnungsstätte (NBS), eine Selbstorganisation von Gewerbetreibenden in der Sonnenallee, der Integrationsbeauftragte des Bezirks Jens Rockstedt, das Stadtteilmanagement Sonnenallee und die Grünen die Kampagne „Sicherheit Geborgenheit Neukölln“, um diesen Bedrohungen etwas entgegenzusetzen.
Nach dem Vorbild der „Aktion Noteingang“, einer antirassistischen Initiative, die in den 1990ern in Berlin gegründet wurde, weisen Läden, Moscheen, Vereine und Initiativen mit Aufklebern darauf hin, dass sie Gewalt ablehnen und bieten Betroffenen Schutz an. Der Aufkleber zeigt drei Personen, eine unverschleierte und eine verschleierte Frau sowie einen Menschen in den Regenbogenfarben der queeren Szene, unter einem schützenden Dach.
„Die Idee ist, dass Menschen, die bedroht werden, Zuflucht in einem durch den Aufkleber kenntlich gemachten Ladengeschäft oder Restaurant suchen und um Unterstützung bitten. Dort kann man das Anliegen schildern, gegebenenfalls die Polizei rufen oder einfach zur Ruhe kommen“, zitiert die „Siegessäule“ den Integrationsbeauftragten Rockstedt. Aus seiner Sicht biete das Projekt die Chance, „die Sonnenallee zu einem Beispiel gelungener Integration zu machen“, heißt es auch in der Pressemitteilung zu der Kampagne.
Auch Mohamed Taha Sabri, Imam der Dar-as-Salam-Moschee und Vorsitzender der NBS, erklärt: „Gemeinsam setzen wir ein Zeichen gegen jegliche Formen Gewalt und Diskriminierung. Gemeinsam stehen wir für eine Gesellschaft, in der sich alle Menschen wohl fühlen und ohne Angst und Anfeindungen verschieden sein können.“ Das Projekt soll einerseits Menschen realen Schutz vor Angriffen bieten – andererseits aber auch den Ruf der Sonnenallee verbessern und das Gemeinschaftsgefühl auf der Straße stärken. 60 Gewerbetreibende sind laut „Siegessäule“ bereits an der Aktion beteiligt.
Parallel weisen auch seit kurzem Plakate in der Sonnenallee auf die Tatorte transfeindlicher Übergriffe hin. „Tatort. Genau hier kam es zu einem transfeindlichen Übergriff“, steht etwa auf einem Plakat nahe der Bushaltestelle, an dem eine Trans*Person im Mai 2019 angegriffen wurde (de.indymedia.org). Wie das Berliner Register dokumentiert, stieg die Zahl registrierter diskriminierender Vorfälle in Neukölln von 269 im Jahr 2017 auf 360 im vergangenen Jahr. Betroffen sind demnach vor allem die „Partykieze“ im Norden des Bezirkes. – Text: Madlen Haarbach
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