Kiezgespräch

Veröffentlicht am 05.08.2020 von Madlen Haarbach

Vergangene Woche habe ich Sie gefragt, was Sie von der Idee von Senat und Clubcommission halten, legale Partys in den Parks des Bezirks zu veranstalten. Während bei einer Umfrage des Instituts Civey im Auftrag des Tagesspiegels die Mehrheit der Teilnehmer*innen legale Partys unter freiem Himmel befürwortete, gingen die Leser*innenmeinungen eher in eine andere Richtung. Hier eine (zum Teil gekürzte) Auswahl:

  • „Ich bin absolut gegen diese Partys. Ich verstehe auch nicht, weshalb das in der jetzigen Lage so sehr thematisiert wird. Ich finde, Berlin und Deutschland sind bislang super durch die Pandemie gekommen, uns allen geht es immer noch hervorragend im Vergleich zum fast gesamten Rest der Welt – gesundheitlich und wirtschaftlich. In Anbetracht der Risiken und Folgen einer solchen Pandemie wird man doch wohl aufs Feiern verzichten können. […] Außerdem  finde ich, dass man die derzeitige Situation als Chance ergreifen sollte, in Berlin mehr als nur ein Ziel von Partywütigen zu sehen. Warum besinnt sich Berlin nicht auf andere Qualitäten? Warum wird nicht nachhaltig in Berlins Zukunft investiert, sondern immer über Party-Möglichkeiten nachgedacht? Berlin galt mal als ruhige, grüne, entspannte Metropole. Mittlerweile sind die Menschen aggressiver als in anderen Ballungsräumen, und es liegen überall menschliche Wracks in den Szenebezirken in den Straßenecken. Möchte Berlin so sein? Wer es sich leisten kann, zieht raus aus Berlin oder schottet sich innerhalb Berlins ab. Wenn Berlin nur noch arm und versifft ist, wer finanziert dann die Party?“, schreibt eine Leserin, die nicht namentlich zitiert werden will.
  • Barbara W. findet: „Hasenheide kategorisch NEIN! Tempelhofer Feld auf klar abgegrenztem Terrain JA. Die Auflagen müssen klar formuliert werden und die Konsequenzen bei Nichteinhaltung ganz klar und zeitnah durchgesetzt werden. Doch wer wird sich daran halten? Es zeigt sich doch immer wieder, dass Regeln nicht eingehalten und der Appell an die Eigenverantwortlichkeit verlacht werden. Viele der Partygänger wollen grenzenlosen Spaß haben und keinerlei Verantwortung übernehmen für den Müll, den sie hinterlassen und für die Viren die sie mit in ihr Umfeld nach Hause bringen.  Deshalb vorher die Frage: Können wir, die Polizei u.a. Ordnungskräfte, das Ganze stemmen und durchsetzen? Sonst droht noch mehr Verlust an Respekt und Vertrauen, wie bereits geschehen.“
  • Gina N. hingegen verweist auf andere Open-Air-Veranstaltungen unter freiem Himmel: „Wenn die Neuköllner Maientage sind (diese Jahr nun nicht) regt sich kein Anrainer auf und da ist es dann 3 Wochen lang laut mit Feuerwerk am Wochenende. Von daher ist es für mich kein Diskussionsgegenstand zu sagen, es gäbe eine Lärmbelästigung. Da ist der Müll das größte Problem und wenn eine Maskenkontrolle vorgenommen werden kann, dann bitteschön auch eine Müllsackkontrolle, wo jeder seinen Müll hineintut und wieder mit nimmt.“
  • Gaby M. hat eine klare Meinung: „Alle Partys verbieten“, schreibt sie knapp.
  • „Gebt den Leuten ihre Diskos zurück“, fordert ein*e andere*r Leser*in: „Da anscheinend niemand in der Lage ist, das vernünftig zu handhaben, bzw. Anweisungen durchzusetzen, gibt es nur eine Lösung: Gebt den Leuten ihre Locations und Discos zurück. Das hilft den Wirten, der Natur, den genervten Anwohnern, der BSR und den Feierwütigen! Weiterer Vorteil: Dort werden Name und Anschrift notiert, so dass man im Ernstfall wenigstens eine Teilnehmerliste hat.  Wie man sieht, lässt sich nicht alles mit Anweisungen, Verboten oder irgendwelchen Sanktionen regeln. Je mehr die Menschen in ihrer persönliche Freiheit eingeschränkt werden, desto größer wird das Chaos!“
  • Edith Z. fragt sich: „Gibt es ein Recht auf Partys?“. Sie schreibt: „Ist es für alle Parkbesucher, vielleicht auch mit Kindern?!, hinnehmbar, dass sie Parks aufgrund von Vermüllung nicht mehr nutzen können Kleingartenkolonien werden geschützt, obwohl sie oft keineswegs ökologisch wertvoll sind, häufig über Monate bewohnt werden, selten für die Allgemeinheit nutzbar sind, aber die wenigen Grünanlagen verdorren, vermüllen, verunkrauten… und sollen jetzt noch gänzlich dem Partyvolk geopfert werden?! Ich bin dagegen!“
  • Es muss einfach mal ein zwei Jahre ohne Party gehen“, schreibt ein*e Leser*in. „Davon geht die Welt nicht unter. Aber von Covid19 schon. Also einfach ausharren. Es kommt auch wieder eine Post Corona Zeit. Geduld !!!“
  • Chris T. findet: „Partys – doch, sollten auf jeden Fall zugelassen werden. Organisiert, draußen, mit Abstand und Schutzmaßnahmen. Sie würden ja ohnehin stattfinden, was ohne Schutzmaßnahmen nur weitere Infektionen hervorbringen würden, von denen haben wir ohnehin zu viele (jeder einzelne ist zu viel). Und bald. So lange dauert das gute Wetter wohl auch nicht mehr unbedingt. Wir haben fast August, der September ist nicht weit und nun ja, je weiter es Richtung Jahresende geht, desto unmöglicher wird draußen feiern. Da ist es doch besser, bestimmte Flächen für Partys zu genehmigen UND die Veranstalter dafür Sorge tragen zu lassen, dass hinterher der Müll weggeräumt wird. So, wie die die Hasenheide neulich hinterlassen haben, das ist wirklich BÖSE, so einen elenden Dreck zu hinterlassen. Da muss sich keiner wundern, wenn Neukölln sagt „Hasenheide ist nicht“.“ Parallel schlägt sie vor, bei den Partys auf Alkohol zu verzichten – dann falle auch das Abstandhalten und Masketragen leichter. Zur Location schreibt sie: „Tempelhofer Feld wäre super, Hasenheide nicht. Zu unübersichtlich.“