Kiezgespräch

Veröffentlicht am 30.03.2022 von Madlen Haarbach

„Eine neue Runde, eine neue Waaahnsinnsfaaahhrt“ – das ist ab dem 29. April, zum 55. Jubiläum der Maientage, zum letzten Mal in der Hasenheide zu hören. Der traditionsreiche Rummel mit rund 30 Karussells, Buden und knapp 100 Schausteller:innen gilt als Instanz im Bezirk, zumal er die vergangenen beiden Jahre coronabedingt ausfiel. Der Grund kann einem nicht nur zu Rummelzeiten die Laune verderben: Der Klimawandel. Wie Umweltstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) bei der vergangenen Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auf Anfrage des CDU-Verordneten Gerrit Kringel sagte, geht es der Hasenheide schlecht. Die Entscheidung, die Konzession für die Maientage nicht zu verlängern, sei ihm nicht leichtgefallen. Der Park habe aber unter der Trockenheit der vergangenen Jahre extrem gelitten – und das, obwohl der Rummel nicht stattfand.

Zwischen 2018 und 2020 mussten demnach rund zehn Prozent der Bäume im Park gefällt werden, weitere 37 fielen allein bei den diesjährigen Winterstürmen. „Das ist ein überdeutliches Zeichen dafür, wie extrem angegriffen die Bäume in der Hasenheide sind“, sagte Biedermann. „Dagegen nichts zu unternehmen wäre schlicht fahrlässig. Wenn wir wollen, dass auch künftige Generationen in der Hasenheide Schatten finden, müssen wir jetzt handeln.“

Die Maientage würden den Park, trotz gegenteiliger Bemühungen, extrem schädigen: Biedermann zählte etwa die Bodenverdichtung durch die schweren Fahrgeschäfte und die Störung der Brutzeiten von Vögeln und Fledermäusen durch Krach und Licht auf. Dazu komme, dass die Wohnviertel rund um die Hasenheide zu den am dichtest besiedelten Gebieten der Stadt gehören – und der Park entsprechend viele Besucher:innen hat. Wie berichtet startet demnächst das Pilotprojekt „Klimaresiliente Hasenheide“, mit dem der Park für die Zukunft gerüstet werden soll.

War’s das also mit den Maientagen? Vermutlich nicht. Biedermann kündigte an, dass das Bezirksamt sich gemeinsam mit den Schausteller:innen um einen Ersatzstandort kümmern wolle. Im Rahmen der BVV kam etwa der Vorschlag auf, ein Teilgebiet des angrenzenden Tempelhofer Feldes zu nutzen.

  • Die Maientage finden vom 29. April bis 22. Mai statt, geöffnet ist täglich ab 15 Uhr. Weitere Infos gibt es hier.

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