Kiezgespräch
Veröffentlicht am 05.03.2025 von Büşra Delikaya
Grüne wollen Jahn-Denkmal in der Hasenheide umgestalten. Das Denkmal für den sogenannten Turnvater Friedrich Ludwig Jahn in der Hasenheide in Neukölln ist aus Sicht der Grünen nicht mehr zeitgemäß. Sie schlagen vor, stattdessen an die Artistin und Turnerin Rosl Persson zu erinnern.
Am 7. März, einen Tag vor dem Internationalen Frauentag, kündigten die Grünen eine „Enthüllungsaktion“ am Jahn-Denkmal an. Damit soll eine „kritische Auseinandersetzung“ mit Jahn angestoßen werden.
Jahn (1778 bis 1852) gilt als Begründer der deutschen Turnbewegung und spielte eine zentrale Rolle bei der Verbreitung des Turnens zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Seine Verdienste um den Breitensport sind unbestritten, seine politische Haltung jedoch ist umstritten. Jahn vertrat ein stark nationalistisches Weltbild, das von Rassismus, Antisemitismus und einem konservativen Rollenverständnis geprägt war.
Insbesondere seine frauenfeindlichen Ansichten stehen im Widerspruch zu einer modernen Erinnerungskultur. Während er bis heute als Symbolfigur des Turnens gewürdigt wird, kritisieren Historikerinnen und Historiker, dass seine Ideologie lange Zeit unreflektiert blieb.
„Friedrich Ludwig Jahn wird als ‚Turnvater‘ gefeiert, aber seine nationalistische, antisemitische und antifeministische Haltung wird oft verschwiegen. Deshalb muss das Jahn-Denkmal weg von der Hasenheide“, erklärte Bahar Haghanipour, frauenpolitische Sprecherin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Sie betonte die Notwendigkeit eines Denkmals, das ins 21. Jahrhundert passt. Die Grünen schlagen stattdessen vor, die Artistin und Turnerin Rosl Persson zu ehren.
Die in Rixdorf geborene Persson (1908 bis 2010) setzte sich zeitlebens für Frauen im Sport ein und gilt als Pionierin ihres Fachs. „Wir fordern eine Erinnerungskultur, die zu einem vielfältigen und offenen Neukölln im Jahr 2025 passt“, sagte Susanna Kahlefeld, Sprecherin für Engagement und Partizipation. Die Aktion solle eine Debatte darüber anstoßen, welcher Persönlichkeiten im öffentlichen Raum gedacht werde.
Bereits vor drei Jahren hatte das Netzwerk Frauen in Neukölln eine Initiative zur Neugestaltung des Denkmals gestartet. Die Neuköllner Grünen unterstützten die Initiative und stimmten in der Bezirksverordnetenversammlung für eine entsprechende Umgestaltung. (mit dpa)
- Die Enthüllungsaktion findet am 7. März um 11 Uhr am Jahn-Denkmal in der Hasenheide statt.
- Foto: Joerg Carstensen/dpa