Nachbarschaft
Veröffentlicht am 01.08.2018 von Madlen Haarbach

Pascal Nagel leitet die Sportschule Choi in der Donaustraße 83. Neben dem Unterricht in Kampfsportarten wie Krav Maga setzt sich die Schule auch gegen Extremismus ein.
Herr Nagel, Sie unterrichten Selbstverteidigung- und Kampfsportarten wie Krav Maga. Welche Menschen kommen zu Ihnen zum Training? Es kommen Menschen „wie Sie und ich“ zu uns! Ingenieure, pädagögische Fachkräfte, Personen mit Sicherheits- und Ordnungsaufgaben, Feuerwehrleute, Künstler, Musiker und Schriftsteller, Studenten und Auszubildende. Kurz gesagt: unser Besucher bilden eine Querschnitt der Gesellschaft ab. Somit sind auch alle kulturellen, religiösen und sozialen Schichten bei uns im Training vertreten. Doch beim Training spielt die Herkunft des Einzelnen keine Rolle bzw. darf keine Rolle spielen, das ist uns sehr wichtig! Eine Mitgliedschaft in der Sportschule Choi Berlin steht für Toleranz und gleichzeitig für die Bereitschaft, sich gegen extremistische Strömungen zu wehren.
Hat sich das Klientel in den vergangenen 20 Jahren geändert? Kaum. Was sich stark verändert hat, sind die Gegenden, aus denen die Leute zu uns kommen. Als eine der ältesten Sportschulen, wenn nicht sogar die Älteste, die Krav Maga anbietet, verteilte sich unsere Kundschaft in den ersten zehn Jahren stark über ganz Berlin. Während in den Anfängen die Leute überwiegend aus Bezirken wie Steglitz, Tempelhof, Zehlendorf, Charlottenburg und sogar aus Spandau zu uns kamen, kommen heute immer mehr Leute direkt von „um die Ecke“! Wir wohnen mit vielen unserer Mitglieder heute direkt Tür an Tür. Darin spiegelt sich auch der spannende, kulturelle Wandel im Kiez Neukölln, der in den letzten zehn Jahren stattgefunden hat. Mittlerweile ist es „hip“ in Neukölln zu wohnen und man findet direkt um die Ecke alle sozialen Schichten, ein breites kulturelles Spektrum. Der Anteil der aus anderen Städten zuziehenden Studenten und Auszubildenden in das umliegende Wohngebiet, nimmt immer mehr zu.
Wie sehen Sie Ihre Rolle im Stadtteil? Wir sehen uns mit einem sozialen Auftrag zur Völkerverständigung, Integration und der Bereicherung des Sportangebotes im Bezirk Neukölln. Gerade im Bereich des Kindertrainings werden soziale und kulturelle Barrieren abgebaut und verdeutlicht, dass nicht die Herkunft eines Menschen entscheidend ist, sondern der Mensch selbst im Mittelpunkt stehen sollte. Durch ein abwechslungsreiches Sportangebot kommen die Kinder von Straße weg, verbessern ihre Beweglichkeit und Koordination und lernen respektvoll miteinander umzugehen. Das gilt natürlich auch für das Training im Erwachsenenbereich.
Sie setzen sich auch gegen Extremismus ein. Wie sieht das aus? Das ist ein zentrales Thema in der Sportschule Choi. Hierzu haben wir den DVKE (Deutscher Verband der Kampfsportschulen gegen Extremismus) gegründet. Der DVKE ist bundesweit aktiv und wird getragen durch die Sportschule Choi Berlin und das German Institute on Radicalization and De-Radicalization Studies (GIRDS). Durch gezielte Schulungsmaßnahmen unserer Trainer sowie Vorhaltung von Aufklärungs- und Beratungsdokumentationen, setzen wir uns gegen jegliche Form von Extremismus zur Wehr und vermeiden so, dass unsere Sportschule als Plattform für extremistische Interessen dient. Mehr Infos dazu auf unserer Internetpräsenz.
Unser Fazit: Wir sind froh unsere Dienstleistungen hier in Berlin – Neukölln, mit tollen Menschen aller Nationalitäten, anbieten zu können und blicken mit viel Freude und Zuversicht der weiterhin spannenden Entwicklung dieses Bezirks entgegen!
Wer einen Vorschlag hat, welcher Mensch hier unbedingt vorgestellt gehört: Gerne mailen an leute-m.haarbach@tagesspiegel.de.