Nachbarschaft
Veröffentlicht am 19.12.2018 von Madlen Haarbach

„Simi Will – und alle machen mit!“ Unter diesem Motto lockt Simi Simon, die im wahren Leben Marion heißt, seit fast sechs Jahren etwa alle acht Wochen jeweils zwei Prominente ins Valentin Stüberl in die Donaustraße 112. Das „Simi Will Format“ will nachhaltiges Fernsehen aus Neukölln sein – und ein bisschen „Fame“ in den Bezirk bringen, wie Simon sagt.
Entstanden ist die Idee für die Kneipen-Talkshow vor einigen Jahren aus einer Midlife-Krise heraus. Simon wusste sofort: Sie wollte zwei Prominente einladen, die in kleinen Einspielfilmchen portraitiert werden und anschließend gemeinsam mit ihr über ein Thema diskutieren. „Wir wollen zeigen: Wie sind die Menschen wirklich, wenn sie nicht gerade im Öffentlich-Rechtlichen sitzen, sondern in Kneipenatmosphäre?“, beschreibt Simon das Konzept. Das Ergebnis: Da diskutieren dann etwa eine Ameisenbärforscherin und ein Kapitalismuskritiker, ein bekannter Journalist und eine junge Autorin oder auch eine Philosophieprofessorin zu Themen wie: „Warum die Philosophie in die Kneipe gehört“ oder „Die Mauer ist weg – und ich bleib‘ so Scheiße wie ich bin“. Die Show soll dabei eine Brücke zwischen unterschiedlichen Bereichen bauen und die Sehgewohnheiten aufbrechen. Wie sie vorgeht, um ihre Gäste zu rekrutieren, beschreibt Simon in einer Kolumne bei neukoellner.net.
Das Team arbeitet komplett ehrenamtlich, ohne finanzielle Unterstützung. „Ich bin nicht das wichtigste Element, ohne das Team geht hier nichts“, sagt Simon. Da sind dann etwa Kameramänner, die ihr Privatequipment zur Verfügung stellen oder den Schnitt unterstützen. Die Show wird live bei Alex Berlin übertragen und über Facebook gestreamt. Die Videos kann man auch bei Vimeo nachschauen, zum Beispiel als Kida Khodr Ramadan, bekannt aus der Serie „4 Blocks“, erzählt, wie er „alles mitbekommen hat“, von Kreuzberg in den Achtzigern: vimeo.com.
Doch nun steht Simi Will vor dem Aus: Im September wurden geliehenes und eigenes Equipment in Mitte aus dem geparkten Auto gestohlen, als das Team es für zehn Minuten aus den Augen ließ. „Wir kamen zurück und die Karre war komplett leer“, beschreibt Simon den Schock. Die Polizei geht von organisierter Kriminalität aus, Versicherungen wollen den Schaden von rund 20.000 Euro nicht übernehmen. „In Neukölln ist sowas noch nie passiert“, sagt Simon.
Um die geliehenen und privaten Geräte zu ersetzen und die Show zu retten, hat Simon eine Spendenaktion gestartet, an der man sich hier beteiligen kann: betterplace.org. Aufgeben will sie nicht: „Wir standen schon oft vor großen Problemen – die sich immer dann gelöst haben, wenn es gerade besonders schlimm wurde“, sagt sie. „Irgendwann wird bei uns immer alles gut.“
Wer einen Vorschlag hat, welcher Mensch hier unbedingt vorgestellt gehört: Gerne mailen an leute-m.haarbach@tagesspiegel.de.