Nachbarschaft
Veröffentlicht am 13.03.2019 von Madlen Haarbach

Susanne Voss organisiert seit 2011 die „Traumdisco“ in Charlottenburg. Seit November 2018 findet die inklusive Party auch in den Räumlichkeiten der Martin-Luther-Kirche in der Fuldastraße 48 statt.
Voss ist selbst Mutter eines Sohnes mit Downsyndrom, die Tochter ihres Partners ist Autistin. „Wir wollten etwas für unsere Kinder machen, mit dem wir auch nicht-behinderte Jugendliche ansprechen“, sagt Voss. Die Disko ist nicht nur eine Party – sondern auch ein Treffpunkt für die Angehörigen von Menschen mit verschiedenen Behinderungen. „Aus der Traumdisco heraus ist auch eine Eltern-AG entstanden, in der die Eltern sich über ihre Probleme austauschen können“, sagt Voss.
Besonders am Herzen liegt Voss der inklusive Aspekt: Es gebe in Berlin kaum Orte, an denen Jugendliche mit und ohne Behinderung gemeinsam betreut würden. Typisch seien eher exklusive Einrichtungen, etwa Treffpunkte nur für Menschen mit geistigen Behinderungen. Normale Jugendfreizeiteinrichtungen würden nicht über das Personal verfügen, um Jugendliche mit einem Förderschwerpunkt zu betreuen. Dadurch hätte etwa ihr Sohn wenig Möglichkeiten, seine Freizeit mit nicht-behinderten Menschen zu verbringen, sagt Voss. „Inklusion soll ja eigentlich heißen, dass alle Einrichtungen für alle da sind“, sagt sie. In der Praxis könnten Kinder mit Förderbedarf jedoch die meisten Einrichtungen nicht besuchen.
Die Traumdisco will das ändern – und stößt durchweg auf positive Resonanz. In Neukölln sei das Publikum bei den bisherigen Veranstaltungen sehr vielfältig gewesen, freut sich Voss. Da seien türkische Mütter mit ihren Kindern ebenso wie deutsche Rentner vertreten. „Uns verbindet alle, dass wir ein Kind mit Behinderung haben“, sagt Voss. Alle anderen Unterschiede würden dabei in den Hintergrund treten. Und die Probleme der Eltern sind vielfältig: In Berlin gebe es einen großen Mangel an ädaquaten Wohnplätzen, berichtet Voss. Viele Eltern, oft alleinerziehende Mütter, seien daher gezwungen, ihre Kinder bis ins Alter selbst zu Hause zu pflegen. Dadurch können die Eltern kaum arbeiten – und vielen droht die Altersarmut. „Die Traumdisco zeigt den Eltern auch einfach, dass sie in ihrer Situation nicht allein sind“, sagt Voss. Und das in einer fröhlichen und ausgelassenen Atmosphäre.
Die nächste Traumdisco findet am 9. Mai um 17.30 Uhr in der Fuldastraße 48 statt, der Eintritt ist frei. Weitere Infos gibt es hier.
Wer einen Vorschlag hat, welcher Mensch hier unbedingt vorgestellt gehört: Gerne mailen an leute-m.haarbach@tagesspiegel.de.