Nachbarschaft
Veröffentlicht am 20.03.2019 von Madlen Haarbach
Feldsalat, Mangold, grüner Kohl: Bereits seit vergangenem Jahr wachsen Gemüse- und Obstsorten auf ehemaligen Teilstücken des St. Jacobi-Friedhofs in der Hermannstraße 99. Das Kollektiv des Kreuzberger Prinzessinnengartens bepflanzt hier gemeinsam mit freiwilligen Mitgärtner*innen Hochbeete und eine Ackerfläche.
„Die Ausgangsfrage war: Wie kann man ehemalige Friedhofsflächen weiter als Grünflächen nutzen?“, erklärt Svenja Nette (links im Bild) vom Gartenkollektiv. Die Friedhofsverwaltung sehe sich mit sinkendem Platzbedarf und steigenden Kosten konfrontiert – denn immer weniger Menschen werden klassisch im Sarg in der Erde bestattet. Auf einer drei Hektar großen Teilfläche wird nun gegärtnert, ein weiteres Teilstück dient übergangsweise als Ackerfläche – mittelfristig soll hier ein Schulneubau entstehen. Im vorderen Teil betreiben die Gärtner*innen ein Café und Flächen für die Umweltbildung. Dort können etwa Schulklassen und Kitagruppen eigene Beete bepflanzen, pflegen und jäten.
Der Garten im hinteren Teil der Fläche funktioniert nach dem Gemeinschaftsprinzip: Ein Mensch pflanzt beispielsweise eine Paprika, ein anderer gießt und ein dritter erntet. Parallel kümmern sich die Gärtner*innen auch um die Pflege der restlichen Friedhofsflächen. Da müssen etwa die Steine abgelaufener Gräber entfernt, Müll beseitigt und Rasen gemäht werden. „Viele Friedhofsbesucher freuen sich, dass wir jetzt hier sind“, sagt Lisa Dobkowitz. Der Friedhof, der nur noch alte Gräber beherbergt, sei bereits etwas verwahrlost und oft auch eher einsam gewesen. Und auch um die Friedhofsruhe muss sich keine*r sorgen: „Wir wollen ja selbst in Ruhe gärtnern“, sagt Dobkowitz.
Bis Ende des Jahres will die gesamte Nomadisch Grün, Betreiberin des Prinzessinengartens am Moritzplatz, nach Neukölln umziehen. Was aus der Fläche in Kreuzberg ab 2020 wird, ist noch ungewiss. In Neukölln wollen die Gärtner*innen langfristig bleiben. Das Gartenprojekt wird als Modellversuch gefördert vom Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (Bene).
Diesen Samstag, 23. März, startet der Prinzessinengarten in die neue Saison: Ab 12 Uhr wird angegärtnert. Geplant sind Workshops, Führungen etwa zur Friedhofsgeschichte, die gemeinsame Herstellung eines Kompostklos und natürlich auch Anpflanzen. Ab kommender Woche finden jeweils montags und mittwochs Gartenarbeitstage statt, bei denen Interessierte unter Anleitung mitgärtnern können. Weitere Infos zum Projekt gibt es hier.
Wer einen Vorschlag hat, welcher Mensch hier unbedingt vorgestellt gehört: Gerne mailen an leute-m.haarbach@tagesspiegel.de.