Nachbarschaft

Veröffentlicht am 17.06.2020 von Madlen Haarbach

“BOOM” beschreibt gut wie sich das Jahr 2020 bis jetzt anfühlt. “BOOM” lautet auch das diesjährige Motto des Kunstfestivals 48 Stunden Neukölln, das nächstes Wochenende startet. Dieses Jahr überschneidet es sich zeitlich mit der Fête de la Musique. 70.000 Besucher*innen durchwandern normalerweise das Neuköllner Festival. Die Fête zählte 2019 in Berlin über 100.000 Schaulustige. Aufgrund des besagten “Booms” müssen Kunstinteressierte das Festival dieses Jahr von Zuhause aus genießen. 48 Stunden Neukölln und die Fête finden erstmalig fast ausschließlich online statt, und diesmal haben sich die schwerpunktmäßig verschiedenen Festivals zusammengetan:

In Kooperation mit der Fête de la Musique überträgt das 48 h Festival aus der Neuköllner Oper am Sonntag drei Konzerte. Kuratiert hat diese Nathalie Rose. Ab 16 Uhr erklingt Wolf & Moon, eine niederländisch-deutsche Folk-Pop-Band. Um 17 Uhr füllt Juno Francis mit Disco-Retro-Pop die Oper. Was man sich darunter vorstellen kann? “Ein Liebeskind eines 60er Gentleman und einer 80er Lady”. Ab 18 Uhr verwandelt die spanische Band Ain TheMachine Körpergeräusche, Stimmen und Geräusche von Alltagsgegenständen in interaktiven Live-Shows in Musik – sie nennen es Biotronic Electro.

hrend der 48 Stunden gibt es außerdem Street Poetry Filme, Ausstellungen und Live-Touren durch Berliner Ateliers. Insgesamt leisten 200 Künstler*innen einen Beitrag. Die letzten Monate haben sich die Organisatoren Martin Steffens und Thorsten Schlenger bemüht, das digitale Angebot so ansprechend wie das analoge Festival zu gestalten. Dabei helfen sollen Videokonferenzen mit Künstler*innen, die “die Nähe und den Austausch simulieren”, der sonst schnell verloren geht. 

“Wir wollen nicht behaupten, dass es schöner ist als eine physische Ausstellung zu besuchen”, sagt Steffens. Dennoch schwärmt er von den sorgfältig kuratierten Projekten: In einer Ausstellung zum Beispiel ersetzen Kunstvermittler*innen die Augen und Füße der virtuellen Besucher*innen, indem sie für diese das Umspannwerk durchschreiten. Und ein bisschen analog fühlt es sich dann doch an: Denn nach 48 Stunden ist das Festival vorbei und auch die Streams sind nicht im Nachhinein abrufbar. Text: Masha Slawinski, Foto: Ain TheMachine/promo
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