Nachbarschaft
Veröffentlicht am 13.01.2021 von Madlen Haarbach
Etwas versteckt liegt er da, zwischen Karl-Marx- und Kirchhofstraße: Der Magdalenen-Friedhof, der zur gleichnamigen Magdalenenkirche gehört. Bislang ist der Friedhof öffentlich nicht zugänglich und vielen Menschen gar nicht bekannt. Ralf Abitz (rechts im Bild) und die Künstlerin Christina Mildt (2.v.r.) wollen das ändern.
Ralf Abitz ist Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde. Als er erfuhr, dass der Friedhof defizitär arbeitet – also mehr kostet, als er etwa durch Bestattungen einnimmt, beschloss er, das zu ändern. „Wie soll etwas bekannt sein, wenn auch gar nicht dransteht, was das ist?“, erzählt er am Telefon. Selbst direkte Anwohnende würden den Friedhof teilweise nicht kennen – nur, wer durch die Gitterstäbe späht, erhascht einen Blick auf die alten Grabmäler und die historische Friedhofsarchitektur. „Der Friedhof ist im Dornröschenschlaf“, sagt Rolf Abitz. Ihm kam die Idee, den Friedhof zunächst einmal als solchen zu kennzeichnen. Denn bislang wies nicht einmal ein Schild darauf hin, was sich hinter den weißen Mauern verbirgt. Die Gemeinde machte einige Vorgaben, etwa, dass auch ihr Name neben dem Friedhofsnamen erwähnt werden sollte.
Abitz wandte sich an seine langjährige Freundin, die Künstlerin Christina Mildt. Die beiden besprachen sich ausführlich mit lokalen Steinmetzen, erkundigten sich über mögliche Formen und Ausführungen. „Mich hat das wirklich inspiriert, das ist ein ganz wunderschönes architektonisches Ensemble direkt an der Karl-Marx-Straße, es ist wirklich zauberhaft“, sagt Christina Mildt. Die Bildhauerin und Malerin arbeitet meist mit Reliefs, in der Regel aus Holz, Acryl oder Keramik. Für die neue Friedhofstafel erarbeitete sie den Entwurf, der von dem Neuköllner Steinmetzbetrieb Grabmale Schmidt umgesetzt wurde. Als Basis diente eine alte Granitplatte, die Ralf Abitz beim Herumstreifen auf dem Friedhof entdeckt hatte.
Anfang Dezember wurde die neue Tafel am Friedhof installiert – doch für Abitz ist das Projekt damit noch nicht beendet. „Der nächste Schritt ist die Wiedereröffnung des alten Haupteinganges und das Freilegen der alten Haupttreppe“, sagt er. Bislang ist der Friedhof öffentlich nicht zugänglich, das soll sich womöglich bereits im Frühjahr ändern. „Mein Ziel ist die Öffnung, einfach das Aufklappen des Haupttores. Dann können Menschen den Friedhof begehen und dabei auch überlegen: Ist das ein Ort der letzten Ruhe für meine Lieben oder auch mich selber?“, sagt Ralf Abitz. Ein befreundeter Bestatter habe ihm erzählt, dass die Menschen mit ihren eigenen Augen sehen müssten, wo sie ihre Angehörigen zur Ruhe wissen wollen, da reiche ein Hinweis des Bestatters nicht. „Deswegen ist es so wichtig, den Friedhof zu öffnen“, sagt Ralf Abitz.
Die Kirchengemeinde ist auch offen für weitere Hinweise und Ideen. Wer unterstützen, mitreden oder einfach mehr erfahren will, kann sich an Ralf Abitz (ralf.abitz@gmx.de), Christina Mildt (mildt1@web.de) oder die Evangelische Kirchengemeinde Rixdorf unter evkg-rixdorf.de wenden.
Foto: Mitarbeiter*innen des Steinmetzbetriebes Grabmale Schmidt, Ralf Abitz und Christina Mildt mit der neuen Namenstafel, Quelle: privat.
Wer einen Vorschlag hat, welcher Mensch hier unbedingt vorgestellt gehört: Gerne mailen an leute-m.haarbach@tagesspiegel.de.