Nachbarschaft

Veröffentlicht am 27.01.2021 von Madlen Haarbach

Taman Noor (rechts im Bild) leitet seit September das Interkulturelle Aufklärungsteam (IKAT) Neukölln.

Das IKAT wurde als Modellprojekt des Bezirksamtes gemeinsam mit dem sozialen Träger „Chance Berlin“ gestartet. Vorläufig ist das Projekt bis Ende März befristet, soll aber – je nach Entwicklung der Coronapandemie in Berlin – weiter verlängert werden. Taman Noor und seine fünf Kolleg:innen gehen in die verschiedenen Communities in Neukölln und informieren über das Coronavirus und die jeweils gültigen Infektionsschutzmaßnahmen. „Vorher gab es regelmäßig Kommunikationsprobleme zwischen dem Gesundheitsamt und der Bevölkerung, schlicht und einfach, weil die ganzen Regeln in einem Deutsch verfasst sind, das nur schwer verständlich ist“, sagt Taman Noor am Telefon. Das IKAT soll gewissermaßen eine Brücke schlagen zwischen Bezirksamt und verschiedenen Bevölkerungsgruppen. „Mit Deutsch und zwölf weiteren Sprachen in unserem Team können wir mittlerweile ziemlich schnell die Informationen auch in anderen Sprachen anbieten“, sagt Taman Noor.

Ursprünglich hatte das Team geplant, bei verschiedenen Veranstaltungen in verschiedenen Sprachen zu informieren. Dann wurde das IKAT aber von der Pandemie eingeholt. „Nach ein paar Präsenzterminen kam schon der Lockdown light. Wir mussten uns dadurch überlegen, wie wir weiterhin an die Leute herankommen können. In einem Modellprojekt weiß man halt nie so genau, wie sich die nächsten Tage entwickeln. Die Flexibilität macht unsere Arbeit aus“, sagt Taman Noor. Außerdem muss das Team sich auch regelmäßig selbst neu informieren, welche Regeln aktuell eigentlich gelten – die ändern sich ja laufend.

Aktuell finden die Beratungen in erster Linie auf der Straße statt, etwa bei der mobilen hausärztlichen Beratung des Gesundheitsamtes (nächster Termin: 27. Januar auf dem Markt in Rudow). Bei den Terminen können sich alle Menschen, mit und ohne Krankenversicherung, kostenlos beraten lassen. Das IKAT übernimmt in dem Fall vor allem die Übersetzung. Die sechs Teammitglieder beraten unter anderem auf Deutsch, Farsi, Arabisch, Türkisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch und Englisch. Das Team ist auch Telefonisch, per Chat-Nachricht oder E-Mail an ikat-info@chance-berlin.com erreichbar. Grundsätzlich sei das Team für alle Neuköllner:innen ansprechbar, egal mit welchem kulturellen oder sozialen Hintergrund, betont Taman Noor.

Taman Noor selbst wurde in Afghanistan geboren und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zuletzt arbeitete er als Bildungsberater. Als die Coronakrise losging, bewarb er sich dann initiativ bei dem sozialen Träger „Chance“. An dem Projekt IKAT reizt ihn vor allem die Interkulturalität. „Ich habe mich in verschiedenen Phasen meines Lebens mit interkulturellen Themen beschäftigt“, sagt er. Seit 2015 engagierte er sich ehrenamtlich für die Integration von Geflüchteten. Jetzt engagiert er sich auch beruflich. „Ich muss fast schon der Pandemie danken, dass ich diesen Job bekommen habe“, sagt er. „Es klingt vielleicht seltsam, aber mir ist es wichtig, das Beste daraus zu machen und nicht den Kopf einzuziehen. Deswegen arbeite ich da sehr gerne mit.“

Weitere Informationen zum IKAT und die jeweiligen Handynummern der Ansprechpartner:innen finden Sie hier.

Foto: IKAT

Wer einen Vorschlag hat, welcher Mensch hier unbedingt vorgestellt gehört: Gerne mailen an leute-m.haarbach@tagesspiegel.de.