Nachbarschaft
Veröffentlicht am 23.06.2021 von Masha Slawinski
Eine Skulptur aus Müll. Die AG Wohnumfeld bildete sich ursprünglich zusammen mit dem Quartiersmanagement Reuterkiez. Das Quartiersmanagement gibt es nicht mehr, die AG blieb aber weiter bestehen. Mittlerweile engagiert sie sich als private Initiative für verschiedene nachbarschaftliche Probleme.
Anlässlich des Tags der Nachbar*innen, am 28. Mai, sammelte die Initiative, zusammen mit dem Stadtteilbüro Reuterkiez, Straßenmüll. Aus den Müllresten konstruierten sie dann, gemeinsam mit der Künstlerin Denise Puri, eine temporäre Skulptur. Um nur einige der Bestandteile aufzuzählen: Essensreste, To-go-Verpackungen, Masken, Tüten, Kippenstummel, Glasscherben, Kronkorken, ein kaputter E-Roller und ein Einkaufswagen. Die Initiative hat etwa zehn aktive Mitglieder. Dazu gehört Christine Skowronska-Koch, mit der ich über die Müllproblematik gesprochen habe.
Warum hat ihre Initiative aus dem Müll eine Skulptur geformt? Hatte das eine besondere Bedeutung? Nein, es war eher ein symbolischer Akt. So richtig basteln konnte man mit dem Müll vor Ort nicht, weil der teilweise ja sehr ekelhaft und eventuell gefährlich ist. Deshalb haben wir eine Art überdimensionierten Mülleimer gebaut, und alle Müllsäcke in diesen “Eimer“ getan. An dem Tag hat es zwischendurch stark geregnet, deswegen waren wir nur eine Stunde und zwanzig Minuten unterwegs. Aber in der Zeit – wir sind gerade mal den Reuterplatz und einen kleinen Teil der Weser- und Reuterstraße abgelaufen – kam ordentlich was an gefüllten Müllsäcken zusammen, und dazu noch sehr sperrige Sachen, wie Möbelstücke, die wir alle noch dazu geschoben haben. Unser Sammeln fand parallel zur Aktion “Schön wie wir” statt, dadurch konnten wir den Müll problemlos entsorgen.
Wo liegt das Problem: Bei den Einwohnenden oder der Infrastruktur? Ich denke beides spielt rein. Am Reuterplatz gibt es etliche von diesen kleinen, orangenen Mülleimern. Häufig läuft man an denen vorbei, sie sind leer und direkt unter ihnen liegen mehrere Kronkorken. Die Leute sind teils sehr unachtsam. Wenn man weiß, dass so eine mal eben weggeschnippte Kippe 300 Liter Grundwasser verseucht, finde ich das schon krass, dass man davon im Kiez ganze Berge sammeln könnte. Und ja, es gibt Ecken, an denen große Müllbehälter fehlen. Durch den Lockdown hat sich der Müll durch Take-Away natürlich noch vermehrt. Seitdem hat sich logischerweise die Rattenproblematik verschärft. Gleichzeitig ist meiner Meinung nach aber was dran, dass die Berliner Stadtreinigung an manchen Orten nicht ihrem Auftrag nachkommt.
Würden Sie Menschen, die ihren Müll auf die Straße werfen, mit ihrem Verhalten konfrontieren? Ich arbeite beruflich mit Kindern zusammen. Unter meiner Aufsicht sage ich ihnen schon, dass sie ihren Müll ordentlich wegschmeißen sollen. Aber fremden Menschen eher nicht, die Stimmung ist hier nicht unbedingt freundlich und man kriegt teils sehr aggressive Antworten.
Was bräuchte es, um das Problem zu lösen? Man könnte durch lustige Werbespots im Berliner Fenster darauf aufmerksam machen, dass man seinen Müll ordentlich entsorgen soll. Läden, die Take-Away anbieten, sollten auf andere Verpackungsvarianten umstellen. Und es wäre wichtig, dass der Bezirk mit der BSR ins Gespräch kommt. Denn wenn die BSR den Auftrag hat, bestimmte Straßen sechs Tage pro Woche zu reinigen, muss sie das auch machen. Dafür wird sie bezahlt und das wird indirekt über die Mieten abgedeckt. Mir geht es nicht darum, dass alles glatt geleckt aussehen muss, aber hier nimmt es teils widerliche Formen an und das ist nicht in Ordnung.
Foto: Katja Volkenant
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