Nachbarschaft
Veröffentlicht am 25.05.2022 von Madlen Haarbach

Schon von weitem dröhnt Musik von dem ehemaligen Parkplatz. Die umstehenden Wohnblöcke werfen den Schall in alle Richtungen. Zwischen Häuserschluchten und einem leerstehenden Discounter ist hier, am Mollnerweg in Buckow, in den vergangenen Monaten eine Mischung aus Pop-up-Wohnzimmer und improvisiertem Jugendclub entstanden.
Dort, wo früher Autos parkten und Einkaufswagen auf Kund:innen warteten, stehen jetzt eine aus Holzlatten gezimmerte Bühne, Sitzbänke und Pavillons auf dem ramponierten Asphalt. Am nördlichen Rand bilden weiße Container, frühere Tempohomes aus einer Pankower Geflüchtetenunterkunft, einen wettergeschützten Rückzugsort mit Sofas und Campingküche.
An diesem Frühlingsnachmittag scheint allerdings die Sonne. Jugendliche laufen auf der Fläche herum, tragen Holzlatten von einer Ecke zur nächsten, schlagen Nägel in Balken, sägen passende Stücke zurecht. Ein kleiner Junge im gestreiften Shirt spielt mit einem Stock. Dazwischen sitzen Jugendliche auf den Bänken, quatschen über Gott und die Welt, was man eben als junger Mensch so macht. Unter ihnen sind auch der 16-jährige Ahmed Hassan (links) und sein 17-jähriger Kumpel Ali Naaman. Sie gehören zum Kernteam des Projektes „Wir bringen Ringsleben zum Leben!“. Dabei wollen Künstler:innen und Studierende gemeinsam mit den Jugendlichen aus der Nachbarschaft eine eigene Vision einer bunteren Zukunft realisieren.
Ahmed ist von Anfang an dabei, er wohnt mit seiner Familie in einem der umliegenden Hochhausblocks. Angefangen habe es damit, dass den Jugendlichen die Orte ausgingen, an denen sie einfach nur sein konnten, erzählt er. Einen Jugendclub gibt es in Buckow schon lange nicht mehr, der frühere in einer historischen Villa im alten Dorfkern steht seit Jahren leer. Einem Laden, bei dem sich die Jugendlichen regelmäßig trafen, wurde irgendwann gekündigt, der angrenzende Spielplatz wich einem Neubau. Irgendwann trafen Ahmed und ein paar weitere Jugendliche auf Anna Maier, die für das Kulturnetzwerk Neukölln ein Jugendprojekt an einer benachbarten Schule betreut. Und plötzlich entstand die Idee: Wenn uns der Bezirk keine Räume gibt, warum schaffen wir uns die nicht einfach selbst?
Ein geeigneter Ort, der alte Supermarktparkplatz, war schnell gefunden und irgendwann auch der Eigentümer von dem Projekt überzeugt. Die Jugendlichen dürfen die Fläche nun kostenlos nutzen, bis hier vielleicht auch dereinst etwas Neues gebaut wird. „Dann haben wir erstmal angefangen, hier aufzuräumen“, erzählt Ahmed. Er nimmt mit einer Hand sein Käppi ab, streicht sich mit der anderen durch die kurzen schwarzen Haare, setzt das Käppi wieder auf. Er sagt: „Ich war am Anfang nicht sicher, ob ich mitmachen will. Dann habe ich aber gemerkt, dass es eigentlich voll cool ist, wenn wir das hier zusammen schaffen.“
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- Fotos: Tsp/Doris Spiekermann-Klaas (2), promo/Bilal El Soussi
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