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von Christian Hönicke

Veröffentlicht am 15.02.2018

vor kurzem wurde Pankow in einer Studie noch als familienfreundlichster Bezirk Berlins gepriesen. Allerdings wollen das nicht alle hier wohnenden Eltern so unterschreiben. Neben der Schwierigkeit, Kita- und Schulplätze zu ergattern, wird auch die Suche nach einem funktionierenden Sport- (siehe unten) oder Spielplatz im Bezirk zunehmend zur Glückssache. Inzwischen, das zeigt eine Liste des Bezirksamts, ist fast jeder sechste Kinderspielplatz wegen Baufälligkeit gesperrt (32 von insgesamt 215). Allein 13 Geisterspielplätze befinden sich in Prenzlauer Berg, auf Rang zwei liegt Französisch Buchholz mit sechs. Nur für zehn dieser Spielplätze gibt es überhaupt eine Terminierung für die Wiedereröffnung, der Rest wird vom Bezirksamt als „nicht absehbar“ eingestuft.

Der Unmut unter den Eltern steigt. In Weißensee hat sich die Elterninitiative „Ja! Spielplatz!!“ (Website hier) gegründet. Dort ist die Spielplatznot besonders groß, gleich sechs sind rund um die Berliner Allee ganz oder teilweise gesperrt worden. Nur für den Spielplatz am Nordwestufer des Sees ist derzeit eine Wiedereröffnung datiert (auf Mitte 2019). Am Mittwoch konfrontierte die Initiative Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) bei einem Gespräch mit einem Fragenkatalog. Sie bemängelt, dass der Bezirk den Sanierungsstau von 21 Millionen Euro weder abbauen könne noch wolle, weil dafür jährlich nur 580.000 Euro zur Verfügung stünden. Überdies würde viel zu spät und unzureichend über Schließungen informiert. Benn erklärte, die Problematik sei ihm „schmerzlich bewusst“, reichte sie aber gleich an den Berliner Senat durch.

Denn auch hier sei das Grundübel die jahrelange Sparpolitik und die dadurch „unterlassene Instandhaltung aufgrund von Personal- und Geldmangel“, so Benn. Im aktuellen Haushalt reichten die finanziellen und personellen Ressourcen schlicht nicht aus, um diesen Zustand grundsätzlich zu ändern. „Erst mit einer verbesserten Haushaltslage wird Pankow in der Lage sein, diesen kritikwürdigen Zustand nachhaltig zu verbessern“, so Benn. Auch höhere gesetzliche Standards bei Spielgeräten und der höhere Nutzungsdruck würden zu Schließungen beitragen.

Die engagierten Eltern wollen sich damit aber nicht abfinden. Denn die Lage würde sogar noch dramatischer: Für insgesamt 150 Plätze im Bezirk bestehe Sanierungsbedarf, es sei deshalb zu befürchten, dass künftig pro Jahr zehn Spielplätze netto verschwinden würden. Die Bezirkspolitiker würden das Problem verdrängen und sich hinter dem Senat verstecken. Die Eltern fordern einen bezirklichen Spielplatzplaner, der die durchaus vorhandenen Mittel vom Senats abruft und zielgerichtet einsetzt.

Bis dahin ist weiter kreative Mangelverwaltung angesagt. Uwe Scholz von der Elterninitiative schlägt als Interimslösung vor, die defekten Geräte abzuräumen und die Spielplätze als einfache Freifläche wiederzueröffnen, um Pankow nicht zu „Zaunistan“ werden zu lassen. Denn am Ende brauchen Kinder womöglich gar nicht unbedingt teure und vermeintlich besonders kindgerechte architektonische Kompositionen, sondern vor allem: einen Platz zum Spielen. Und der sollte im familienfreundlichsten Bezirk der Stadt doch irgendwie zu schaffen sein.

Christian Hönicke ist Pankower. Wenn Sie Anregungen, Kritik oder Wünsche haben, schreiben Sie ihm einfach eine E-Mail an leute-c.hoenicke@tagesspiegel.de.