Intro
von Christian Hönicke
Veröffentlicht am 06.09.2018
eine Mauer um den Mauerpark – als Lärmschutzwand. Danach sehnen sich offenbar mehr und mehr Anwohner. Für sie wird die weltweite Beliebtheit des Parks (siehe Kiezgespräch) als Feierwiese zur Belastungsprobe. Es habe in letzter Zeit „massiv Anzeigen wegen Lärmbelästigung“ gegeben, so Pankows Ordnungsstadtrat Daniel Krüger (parteilos/für AfD). Er fordert deshalb „klare Regeln“, Verbotsschilder und Parkwächter zum Schutz der Anwohner vor dem allzu wilden Treiben.
Wegen der „zunehmenden Beschwerdelage“ führte das zuständige Pankower Ordnungsamt unter Krügers Leitung im Juli gemeinsam mit der Polizei zwei Schwerpunktkontrollen im Mauerpark durch. Mindestens ein weiterer Einsatz soll demnächst folgen. Im BVV-Ausschuss für Verkehr und öffentliche Ordnung legte Krüger nun seinen Bericht vor. Ein großes Problem sei etwa der Schwarzhandel mit Getränken. Um den einzudämmen, schlägt der Stadtrat „eine Vergabe der Bewirtschaftung des Getränkehandels/der Getränkestände an einen Betreiber mit Auflagen“ vor. Viele der kontrollierten Musiker und Schwarzhändler im Mauerpark seien zudem ohne festen Wohnsitz und nicht der deutschen Sprache mächtig, was neben der Kommunikation auch die Zustellung von Bußgeldbescheiden „erschwert bzw. unmöglich macht“.
Um den zügellosen Park zu regulieren, schlägt Krüger eine Parkordnung vor. Die soll der Bezirk gemeinsam mit der Senatsumweltverwaltung erarbeiten. Entsprechende Schilder mit Piktogrammen sollen dann allen Besuchern zeigen, was erlaubt ist und was nicht. Zum Beispiel, „dass das laute Abspielen von Musik untersagt ist“. Vielen Musikern sei dies bei den Kontrollen nicht bewusst gewesen, so Krüger, „sie fühlten sich von der Lokation/dem Flair, verstärkt durch die Internetbewerbung, angezogen“.
Sicher auch durch das berühmte sonntägliche Mauerpark-Karaoke, das allerdings eine amtliche Genehmigung hat. Daran will Krüger nicht per se rütteln, dennoch müsse man sicherstellen, dass der „teilweise infernalische Krach“ durch Trommelgruppen oder den ungenehmigten Einsatz von Verstärkern im Rest des Parks aufhöre. „Es geht nicht darum, die Szene oder die Kultur kaputtzumachen, sondern darum, dass es in geregelten Bahnen verläuft“, so Krüger. „Wir müssen auch den umliegenden Wohngebieten Rechnung tragen. Derzeit läuft es oft genug aus dem Ruder.“
Daran werden Schilder allein nichts ändern können, gibt Krüger zu. Er will zur Durchsetzung der geforderten Regeln Parkwächter für den Mauerpark einsetzen. Finanzielle Mittel dafür solle der Senat wegen der „gesamtstädtischen Bedeutung“ des Mauerparks zur Verfügung stellen. Sein Ordnungsamt und die Polizei seien damit überfordert. „Man braucht hier dauerhafte Präsenz, auch abends und am Wochenende“, so Krüger. „Diesen Park kann man nicht mehr einfach sich selbst überlassen.“
Christian Hönicke ist Pankower. Wenn Sie Anregungen, Kritik oder Wünsche haben, schreiben Sie ihm einfach eine E-Mail an leute-c.hoenicke@tagesspiegel.de.